KUNST- UND KULTURBERICHT DER STADT GRAZ 2005KUNST- UND KULTURBERICHT DER STADT GRAZ 2005 Vorwort des Stadtrates für Kultur und Wissenschaft Einleitung - Die Kulturhauptstadt Graz verpflichtet nach wie vor Übersicht, Entwicklung und Vergleiche 1 Museen, Archive, Wissenschaft 2 Baukulturelles Erbe 3 Heimat- und Brauchtumspflege 4 Bibliothekswesen 5 Musik 6 Theater, Musiktheater, Tanz 7 Film, Kino, Video 8 Hörfunk, Fernsehen 9 Neue Medien 10 Bildende Kunst, Foto 11 Architektur 12 Angewandte Kunst, Grafik, Design 13 Literatur 14 Zeitungen, Zeitschriften 15 Kulturinitiativen und –zentren 16 Aus- und Weiterbildung 17 Erwachsenenbildung 18 Internationaler Kulturaustausch 19 Großveranstaltungen 20 Kulturverwaltung Kulturentwicklung Impressum Herausgeber, Inhalte, Endredaktion: Kulturabteilung der Stadt Graz, Stigergasse 2/Mariahilfer Platz, 8020 Graz, www.kultur.graz.at Konzeption und Redaktion: Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaften: Univ.Prof. Mag. Dr. Franz-Otto Hofecker, www.mdw.ac.at/ikm GQ Kulturberatung: Maga Caroline Krupp, MAS, www.kulturberatung.at Gestaltung und Produktion: openeye Werbeagentur, www.openeye.at Druck: Druckerei Oskar Buschek Satz- und Druckfehler vorbehalten 1 2 6 9 14 15 16 18 20 22 23 24 25 28 29 30 32 33 35 37 38 40 42 44VORWORT VORWORT DES STADTRATES FÜR KULTUR UND WISSENSCHAFT Im Sinne einer transparenten Führung meiner Ressorts freue ich mich über das Erscheinen des Kunst- und Kul- turberichts der Stadt Graz für das Jahr 2005. Mein erklärtes Ziel ist es nicht nur, möglichst viele Menschen für das kul- turelle Angebot zu begeistern, sondern ihnen auch den Rahmen darzulegen, der das Gedeihen großer und breiter Vielfalt erlaubt. Für die letzten beiden Monate des Berichtsjahrs durfte ich als Kulturstadtrat meine Handschrift einbringen. Da- bei möchte ich nicht ohne Stolz darauf hinweisen, dass es mir trotz Budgetkürzungen gelungen ist, durch Ein- sparungen ausschließlich im Bereich des Kulturamtes den Kulturschaffenden 2005 gleich viele Mittel zur Verfügung stellen zu können wie im Jahr davor. vorliegende Überblick über sämtliche vergebenen Sub- ventionen soll sowohl diese Intention als auch die enor- me Bandbreite an Tätigkeiten der Förderungsnehmer do- kumentieren. Schließlich möchte ich mich zum wiederholten Mal zum eingeschlagenen Beiratssystem bekennen. Ich weiß so- wohl die Arbeit des Kulturbeirats der Stadt Graz für die Richtung des kulturellen Geschehens als auch jene der Fachbeiräte für die Gewichtung der Protagonisten in den einzelnen Sparten auf das Höchste zu schätzen. Beiden Einrichtungen danke ich für ihre ehrenamtliche Tätigkeit und darf ihnen versichern, sie auch in Hinkunft als wert- volle Orientierungshilfe, die ich nicht missen möchte, zu betrachten. Als ressortzuständiger Stadtrat verstehe ich meine Aufga- be in erster Linie, Kultur zu ermöglichen und möglichst alle BürgerInnen für deren Konsum zu begeistern. Der Stadtrat Werner Miedl KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 1EINLEITUNG DIE EUROPÄISCHE KULTUR- HAUPTSTADT GRAZ VER- PFLICHTET NACH WIE VOR Die Kulturberichtslegung der Stadt Graz nach LIKUS als Auftrag an die Kulturpolitik der Städte und Ge- meinden in Österreich. Das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt Graz 2003 liegt mit der Herausgabe des Kunst- und Kulturberichtes der Stadt Graz 2005 schon einige Jahre zurück. Mit dem Ab- stand zum Kulturhauptstadtjahr reift für Graz auch immer mehr die Zeit heran, mit Bilanzierungen zu beginnen, was davon auf Dauer blieb: für das Kulturleben der Stadt Graz selbst, aber auch weit darüber hinaus. Empfohlen sei also die Zusammenstellung eines Kataloges von Initiativen, Ein- richtungen und Tätigkeiten, die teils im Kulturhauptstadt- jahr praktisch begonnen wurden, teils in diesem Jahr aber nur als Idee geboren wurden, deren eigentlicher Wert und eigentliche Bedeutung sich aber erst aus einer längeren Perspektive des praktischen Vollzugs ermessen und bewer- ten lassen. Im Oktober des Kulturhauptstadtjahres 2003 fand in Graz etwa der Erste Kulturdialog statt, bei dem der Stadt Graz die Herausgabe eines Kulturförderungsberich- tes empfohlen wurde. Die Kulturabteilung der Stadt Graz nahm diese politische Vorgabe ambitioniert auf und brachte schon ein knappes Jahr danach erstmals einen Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz für das Jahr 2003 heraus. Für die kulturpolitische Rechenschaftslegung der Stadt Graz ist der Kunst- und Kulturbericht 2003 der Prototyp mit der Seriennummer 1, gespeist aus dem Eindruck des Jahres der Europäischen Kulturhauptstadt Graz, motiviert aus der praktischen Er- fahrung, von der Bedeutung von Kunst und Kultur für das Lebensgefühl und die Identität von Graz. Er war und ist stilprägend für das kulturpolitische (Selbst-)Verständnis der Stadt Graz. Die Zahl der Kulturberichte der Stadt Graz wird stets mit daran erinnern, wie viele Jahre seit dem für das Kulturleben und die kulturelle Identität der Stadt Graz so wichtigem Jahr 2003 vergangen sind. Der Kunst- und Kul- turbericht der Stadt Graz verweist somit auch fortwährend und zurecht ein wenig auf den kulturellen Glanz und das kulturelle Selbstbewusstsein der Stadt Graz im Jahr 2003. Die Grenze zwischen Innovation und Tradition ist bekann- termaßen fließend. Dies gilt im Kulturbereich in einer ganz besonderen Weise. In abgewandelter Form aber auch für die Kulturpolitik und die Kulturförderungsverwaltung. Der Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz ist ohne jeden Zweifel ein innovatives Relikt aus dem Kulturhauptstadt- jahr und derzeit am Wege sich als Dauereinrichtung zu eta- blieren. Ob mit dem nunmehr dritten Kunst- und Kulturför- derungsbericht der Stadt Graz bereits von einer Tradition 2 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 selbstbewusster Rechenschaftslegung und Transparenz der Kulturpolitik der Stadt Graz jenseits eines exponierten Festjahres gesprochen werden kann oder ob es sich hier nur um die erweiterte Form der Prototypentwicklung han- delt, mag je nach Interessenslage und damit verbundener Ambition unterschiedlich beurteilt werden. Ganz bestimmt ist aber der Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz mit sei- nem nunmehr dritten Erscheinungsjahr insofern etabliert, als er fürderhin für die Kulturpolitik der Stadt Graz als fixe Vorgabe, Herausforderung und Verantwortung gesehen werden kann, der erwartet und von der kulturellen Öffent- lichkeit der Stadt Graz wohl auch eingefordert wird. Mit der Herausgabe des dritten Jahresheftes en suite ist vielleicht aber auch ein Zeitpunkt markiert, zu dem erst- mals und in aller Vorsicht ein Urteil zu jenen Aspekten des Berichtes entwickelt werden kann, die über den Gegen- stand der Jahresberichtslegung ebenso hinaus gehen, wie sie über die kulturpolitische Rechtfertigung der Stadt Graz, ihrer Bevölkerung und der kulturpolitischen Öffentlichkeit gegenüber in Graz per se weit hinausreichen. Kurzum, in diesem Eingangsstatement zum Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz 2005 soll also das Interesse auf Themenfel- der gelenkt werden, wo die Verantwortungsträger der Eu- ropäischen Kulturhauptstadt Graz 2003 sich und andere zu wesentlich mehr verpflichtet haben, als sich in Graz selbst in einem kulturell so reichhaltigen und Maßstab setzenden Jahr ereignet hat. Im Oktober 1993, also zehn Jahre vor Europäische Kultur- hauptstadt Graz 2003, hat – in der breiteren kulturpoliti- schen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen – die Konfe- renz der Landeskulturreferenten den für die kulturpolitische Rechenschaftslegung so denkwürdigen Beschluss gefasst, zur Vergleichbarkeit der Kulturausgaben des Bundes und der Bundesländer eine von diesen Gebietskörperschaften akkordierte Berichtsstruktur zu entwickeln. Auch hier stand ein Projekt von europäischer Dimension als Impulsgeber Pate: Das Programm des Europarates zur Darstellung und Analyse der Kulturpolitik in den Mitgliedsstaaten wurde wenige Jahre davor aus der Taufe gehoben. Österreich war nach Schweden und Frankreich als Berichts- land Nummer drei auserkoren und sollte erstmals von der Komplexität eines föderalistisch strukturierten Landes be- richten. Österreich legte zwar 1992 einen umfassenden Be- richt, der allerdings im Jahr vor seiner Vorstellung in Straß- burg im heimischen Kulturbetrieb heftige Kontroversen auslöste. Der Unmut über die bis dahin gegebenen Dispa- ritäten in der kulturpolitischen Förderungsdokumentation kanalisierte sich, und das war nachträglich betrachtet dieEINLEITUNG Geburtsstunde höchst folgenreicher Harmonisierungsbe- strebungen. Das sogenannte LIKUS-System (LänderInitia- tive KUlturStatistik) war geboren. Damals noch Vision, galt es eine von den übergeordneten Gebietskörperschaften gemeinsam entwickelte und strukturierte Gesamtdefiniti- on der Aufgabenstellung öffentlicher Kulturpolitik und in der Folge davon eine pragmatisch festgelegte Abgrenzung des Kulturbudgets zu erarbeiten. Das wichtigste und zu- nächst gar nicht intendierte Ergebnis dabei war, dass diese definitorischen Festlegungen später dann von den an der Abstimmung beteiligten Gebietskörperschaften jeweils in ihren eigenen Förderungsberichten angewendet und so zur praktischen Erprobung gebracht wurden. In der Zwi- schenzeit liegt für eine harmonisierte kulturpolitische Re- chenschaftslegung des Bundes und der Bundesländer in Österreich schon eine mehr als 10 Jahre reichende erfolg- reiche praktische Anwendung vor. Ein Kernelement öffentlicher Kulturförderung in föderalis- tisch strukturierten Staatsgebilden liegt im Subsidiaritäts- prinzip. Dieses bezieht sich auf das gedeihliche, wechselsei- tig unterstützende Zusammenwirken von Bund, Ländern und Gemeinden. Den Gemeinden kommt dabei gerade im Kulturbereich oftmals die zentrale Verantwortungsträger- schaft zu. In der Schweiz und in Deutschland, um davon für europäische Verhältnisse besonders exponierte Beispiele zu zitieren, sind es primär die Gemeinden, die mehrheitlich zur Bereitstellung von Förderungsbeträgen für Kunst und Kultur aus öffentlichen Haushalten beitragen. Auch der Europarat hat in all seinen Dokumenten zur Kulturpolitik per se niemals unterlassen, auf die zentrale Bedeutung des kulturpolitischen Engagements der Städte und Gemein- den zu verweisen. Bei den heimischen Bemühungen zur Dokumentation und Analyse öffentlicher Kulturpolitik nach LIKUS blieb die kommunale Ebene bedauerlicherweise bis- lang aber systematisch ausgespart. Zumindest bis zum Jahr 2003, dem Entschluss zur Bereit- stellung eines Rechenschaftsberichtes zur Kunst- und Kulturpolitik der Stadt Graz, die diesen gemäß den struk- turellen Vorgaben von LIKUS ausrichtete. Damit machte sich die kommunale Kulturpolitik der Stadt Graz mit den analogen Anstrengungen auf Bundes- und Länderebene direkt vergleichbar. Zugleich entwickelte damit aber Graz eine Vorgabe für alle anderen Städte und Gemeinden in Österreich, es ihr gleich zu tun. Um damit nach vielleicht schon einigen Jahren für Österreich auch hier europäisches Format zu erreichen, weil wir in unserer förderungspoliti- schen Berichterstattung mit anderen Ländern erstmals eine ebenbürtige Kommunikationsqualität erreicht ha- ben. Die Europäische Union kann und wird bei Analysen und Vergleichen der Kulturpolitik in den Mitgliedsstaaten immer darauf bestehen müssen, dass es zur gleichwerti- gen Abbildung der Förderungsanstrengungen aller drei Gebietskörperschaftsebenen, also des Bundes, der Länder und der Städte und Gemeinden kommt. Mit und über die Kunst- und Kulturförderungsberichte der Stadt Graz wurde und wird für Österreich dieses Ziel erreicht, wird Österreich auch hier tatsächlich europareif. Die LIKUS-Systematik in Österreich war zunächst rein auf die Darstellung und Analyse der Förderungsbeträge aus öffentlichen Haushalten des Kunst- und Kulturbereiches konzentriert. Erst nach und im Zuge der praktischen An- wendung in den Kulturförderungsberichten entstand die Idee, die LIKUS-Kategorien generell zur Grundlage der Kulturstatistik in Österreich werden zu lassen. Entlang der definitorischen Vorgaben des LIKUS-Schemas sollte sich daher fürderhin auch die Produktions- und Rezeptionssta- tistik, die Darstellung und Analyse der Kreativwirtschaft, die Kennzahlenentwicklung zu Kultur und Beschäftigung etc. orientieren. Statistik Österreich hat diesem Gedanken durch die Um- stellung seiner Berichtsstruktur bereits mit der Herausgabe der Kulturstatistik 1998 entsprochen. Generaldirektor Kut- zenberger führt im Vorwort zum Jahresband aus: „Mit die- ser Publikation beginnt die amtliche Kulturstatistik einen neuen Abschnitt: Der Rahmen der Darbietung orientiert sich an der Systematik der Kulturförderung, wie sie in den letzten Jahren erarbeitet wurde (LIKUS). Sie hält zugleich den Weg für eine vergleichende europäische Darstellung offen, wie sie derzeit auf EU-Ebene (Arbeitsgruppe Kultur- statistik) konzipiert wird“. Die Kulturabteilung der Stadt Graz hat nun ihrerseits Schritte unternommen, es den überge- ordneten Gebietskörperschaften bei der Anpassung der kulturberichtsunabhängigen Erfolgsstatistik an die Förder- statistik gleich zu tun. Die Kunst- und Kulturberichte der kommenden Jahre werden damit synchron zur Dokumentation des kultur- politischen Engagements der Stadt Graz durch eine Er- folgsstatistik nach Institutionen, Produktionen, Besuchern und Beschäftigten ergänzt werden. Ein Ansinnen, dem ein Ergebnis mit wahrlich europäischem Format gegenüber- steht: Kultur und Beschäftigung wurden von der Europä- ischen Union zum bevorzugtem Forschungsfeld erklärt. Gefragt werden wird bei Studien dieses Themenfelds, ob und in welchem Ausmaß etwa die Kulturpolitik Impuls- geber, Stabilisator und Erfolgsgarant für Produktion und Beschäftigung im Kulturbereich ist. Bei den europäischen Auftraggebern wie bei den Ausführenden dieser Studien KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 3EINLEITUNG wird man sich also über interessierte, kompetente und – auch was die Bereitstellung empirischer Daten betrifft, das kundige Mitziehen mit analogen Analysen im eigenen Verantwortungsfeld – kommunikationsfähige Partner in den Mitgliedsstaaten freuen. Graz ist dafür also schon jetzt bestens gerüstet. Eine Konsequenz des ersten Harmonisierungsversuches 1993 - auf der Ebene des Bundes und der Bundesländer - war, das Institut für Kulturmanagement und Kulturwissen- schaft (IKM) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien mit der Konzipierung und Durchführung des LIKUS-Projektes zu beauftragen. Das Pilotprojekt mit den auf die Kulturförderungsberichte bezogenen Anwen- dungsempfehlungen fand im Jahr 1995 einen ersten Ab- schluss. Die damals erreichten Ergebnisse firmierten unter dem Titel LIKUS 1995, gipfelten in der Vorlage von 16 LI- KUS-Hauptkategorien und wurden zunächst in (nur!) vier Bundesländern umgesetzt. Das IKM sicherte in den Jah- ren danach über zahlreiche Projekte in unterschiedlicher Partnerschaft die Umsetzung und Weiterentwicklung von LIKUS 1995 ab. In der Zwischenzeit wird dieses Schema auf Bundes- und Landesebene (fast) flächendeckend an- gewendet. Ein gleichermaßen kulturpolitischer wie kultur- wissenschaftlicher Erfolg von zweifelsfrei europäischem Format. Der gravierendste Schwachpunkt der bisherigen Entwicklungen lag im Außerachtlassen der Städte und Ge- meinden. Daher wurde erst durch den Vorstoß aus Graz zur Methoden- und Schemenangleichung des LIKUS-Verfah- rens auf die kommunale Ebene ein tatsächlich mustergülti- ges Modell geschaffen. Das IKM hätte den Schritt zur Einbeziehung der kommu- nalen Ebene in den LIKUS-Prozess im Alleingang ebenso wenig bewerkstelligen können, wie die hier vorliegende unmittelbare Partnerschaft für den neu ausgerichteten Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz quasi schon institu- tionell eine gewisse Abstimmung mit den Vorgangsweisen auf Bundes- und Länderebene gewährleistet. Systemati- sches und auf Dauer angelegtes Bemühen um eine Ver- besserung der Grundlagen der Kulturstatistik, der Versuch einer kulturwissenschaftlichen Unterstützung und Fundie- rung kulturpolitischer Entscheidungen hat in den Mitarbei- tern der Kulturabteilung der Stadt Graz in der vorliegenden Zusammenarbeit eine überaus spannende Ergänzung und Partnerschaft gefunden. Das IKM bedankt sich dafür herz- lich und bezieht aus dem viel Optimismus für all das, was in der Folgejahren daraus entstehen wird: innerhalb, vor allem aber auch jenseits der kulturpolischen Grenzen der Stadt Graz. 4 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Die Jahre ab und nach 1995 waren für die Konzeptentwick- lung und Datenerhebung im europäischen Kulturbereich überaus ergiebig. Es wurde in diesem Zeitraum nahezu im Parallelverfahren nicht nur beim Europarat, bei Eurostat (für die Europäische Union) und bei ERICarts (als führen- dem europäischen Institut der vergleichenden Kulturfor- schung) in unterschiedlicher institutioneller Anbindung an der Schemenentwicklung, nach der jeweils kultursta- tistische Daten gesammelt wurden, gearbeitet, in einem bestimmten Ausmaß kam es auch zur Abstimmung und Angleichung dieser Schemen untereinander. Damit war es auch für Österreich naheliegend, zu LIKUS 1995 eine aktu- alisierende Neufassung zu entwickeln. Ergebnis davon war die Entwicklung eines zweistufigen Schemas (Haupt- und Unterkategorien), d.h. künftig sollen zu 20 LIKUS-Hauptka- tegorien Finanzdaten dokumentiert und die Erfolgsstatistik entwickelt werden. Gerade weil sich in der Zwischenzeit aus den eingeführten Strukturanalysen nach LIKUS soge- nannte Basiskategorien kulturpolitischer Handlungsfelder stabilisiert haben, gab es in der Zwischenzeit auch die Möglichkeit, eine viel genauere Definitionsdiskussion zu den 20 LIKUS-Hauptkategorien zu führen als in den Jahren vor und bis 1995. Über die regelmäßig herausgebrachten Kulturförderungs- berichte lag mittlerweile viel praktisches Anschauungsma- terial vor, welche Institutionen, Betriebe, Projekte und Akti- vitäten nach LIKUS im Bereich Theater, Museen, Musik, Film etc. betreut und gefördert werden. Obwohl sich formell alle bisherigen Partner zur Umstellung auf das neue 20-teilige, europakonforme Schema bekannt haben, ist Graz nun die erste Gebietskörperschaft Österreichs, die dies auch prak- tisch umsetzt. Dafür ein herzliches Dankeschön. Mit der Entscheidung der Stadt Graz, den eigenen För- derbericht gemäß der erprobten Gesamtdefinition und den Subkategorien von LIKUS zu entwickeln, wurde zur Erschließung der kommunalen Ebene zwar der wohl rich- tigste erste Schritt getan, entschieden ist damit aber noch nicht, ob sich diesem Beispiel auch die anderen Städte und Gemeinden anschließen werden. St. Pölten ist in der Zwischenzeit zwar dem Beispiel Graz gefolgt und legte erstmals für das Budgetjahr 2004 einen Kulturförderungs- bericht nach LIKUS. Beide zusammen genommen stimmen allerdings schon optimistisch. Denn für die LIKUS-Idee als Entwicklungskonzept verstanden bedeutet dieser Schritt aber wesentlich mehr als ein Gewinn von zwei weiteren Förderungsberichten. Mit Graz hat sich eine so traditi- onsreiche Landeshauptstadt in den eigenen Förderungs- schwerpunkten mit der kulturpolitischen Profilbildung aufEINLEITUNG Bundes- und Landesebene in Bezug gesetzt. Graz ist im- merhin zweitgrößte Stadt Österreichs und vermutlich der stärkste Impulsgeber, dass auch die anderen Landeshaupt- städte diesem Beispiel folgen. Indem aber schon St. Pölten diesem Beispiel folgte, entwickelte und bestätigt Öster- reichs jüngste Landeshauptstadt für eine Kommune mit deutlich geringerer Einwohnerzahl eine analoge Ambition, das eigene kulturpolitische Profil aus der authentischen In- Bezug-Setzung zu den Strukturen bei anderen Gebietskör- perschaften zur Darstellung zu bringen. Aus dieser Polarität ist es nur mehr ein kleiner Schritt, das er- folgreich eingeführte Analysemodell auf alle Landeshaupt- städte hin zu überdenken. Der Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz überzeugt aus eigenem Interesse, aus Interesse am Vergleich, erklärt Sinn und Zweck der Kulturförderungs- berichtslegung nach LIKUS auf kommunaler Ebene viel besser als dies die Kulturforschung von sich aus es jemals könnte. Dafür dankt das IKM der Stadt Graz herzlichst und wünscht den Kunst- und Kulturberichten der Stadt Graz 2005 nicht nur nach Jahren, sondern auch nach Städten eine spannende und facettenreiche Gefolgschaft. ao.Univ.-Prof.Mag.Dr. Franz-Otto Hofecker Studierte Sozial- und Volkswirtschaft. Seit 1985 am Institut für Kulturma- nagement und Kulturwissenschaften (IKM) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, seit 1990 Mitgesellschafter des Zentrums für Kulturforschung. Mitglied in verschiedenen Vorstands-, Beratungs- und Expertengremien (ARKStat, ERICArts, UNESCO, Europarat, Europäische Union, Eurostat u.a.). Seit März 2002 ist er Institutsvorstand des IKM sowie seit 2003 im Fach „Kulturbetriebslehre“ zum Thema Kulturpolitik und Kul- turstatistik habilitiert. ÜBERSICHT Der Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz 2005 hat sich zum Ziel gesetzt, die Transparenz der Finanzierung und die Vergleichbarkeit der städtischen Kulturfinanzierung weiter zu verbessern. Daraus resultieren einige Veränderungen zu den Vorjah- ren: • Ab dem Kunst- und Kulturbericht der Stadt Graz 2005 wird die aktuelle Systematik LIKUS 2000 mit 20 Kategori- en angewandt. (Siehe Einleitung) • Da das Kulturamt für die Vergabe der Wissenschafts- förderung zuständig ist, wird über die nicht kulturbezo- gene, allgemeine Wissenschaftsförderung in einem eige- nen Unterkapitel berichtet. • Innerhalb der einzelnen LIKUS-Kategorien wird weiter- hin zwischen Förderungen des Kulturamts und Finanzie- rung durch andere Abteilungen unterschieden. Die Be- träge entstammen nun nicht mehr wie in den Vorjahren in den stadtübergreifenden Statistiken dem Voranschlag, sondern alle dem endgültigen Rechnungsabschluss. Weiters wurden die Berechnungen innerhalb jeder einzel- nen Kategorie erweitert, sodass Aussagen über die Ver- hältnisse der einzelnen Fördervolumina getroffen werden können und dadurch die Transparenz erhöht wird. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 5ÜBERSICHT ÜBERSICHT, ENTWICKLUNG UND VERGLEICHE Entwicklung der Kulturausgaben Während die langjährige Statistik der Kulturausgaben auch die Universitäts- und Hochschulförderung, die kei- nen Kulturbezug hat, mit einbezieht, wurde rückwirkend ab 2003 eine detalliertere Berechnung angestellt, die nunmehr ausschließlich die Kulturausgaben darstellt. Aus der unten angeführten Grafik ist eine großteils kontinu- ierliche Steigerung der Ausgaben der Stadt Graz für Kul- tur erkennbar. Der Anteil der Theater, der Sparte mit dem höchsten Anteil an den Kulturausgaben, ist im Verhältnis zu den gesamten Ausgaben für Kultur im langjährigen Vergleich zurückgegangen. Der hohe Anteil der Theater- holding Graz/Stmk GmbH geht nicht zu Lasten des vom Kulturressort verwalteten Budgets. Die nominalen Aus- gaben der Stadt Graz für Kultur (ohne Wissenschaftsaus- gaben) im Jahr 2005 betragen 42.122.279 Euro. Sie sind damit von 2004 (47.026.519 Euro) auf 2005 um 10,43% zurückgegangen. Der Anteil der Kulturausgaben am Gesamtbudget der Stadt Graz im Jahr 2005 beträgt 5,19%, der Anteil der Wis- senschaftsförderung, die über das Kulturamt vergeben wird, beträgt 0,45%. Im Jahr 2004 lag der Anteil bei 6,28% für Kultur und bei 0,42% für Wissenschaft, 2003 bei 5,92% für Kultur bzw. 0,28% für Wissenschaft. Die Förderungen des Kulturamtes, die ausschließlich der Freien Szene zukommen, sind durch folgende Ver- teilung gekennzeichnet: 28,42% kommen im Jahr 2005 den Großveranstaltungen zu. An zweiter Stelle liegt die Aus- und Weiterbildung mit 14,52%, gefolgt von drei fast gleich großen Kategorien: Literatur mit 9,87%, Theater, Musiktheater, Tanz mit 9,86% und Musik mit 8,36%. An sechster Stelle liegt die Kategorie Kulturinitiativen und –zentren mit 7,51%, an siebenter Stelle Bildende Kunst und Foto mit 6,85%, gefolgt von der Kategorie Internatio- naler Kulturaustausch mit 4,62%. Universitäts- und Hochschulförderung Anteil Kultur und Wissenschaft am Gesamtbudget Kultur (ohne Theater) Anteil Kultur am Gesamtbudget Kultur (ohne Theater), Wissenschaft, Universitätsförderung (v.a. FH) Anteil Theater am Gesamtbudget Theater 60 Mio. 50 Mio. 40 Mio. 30 Mio. 20 Mio. 10 Mio. Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften Vergleiche mit anderen Gebietskörperschaften wurden auf jene reduziert, die ebenfalls einen Kulturbericht publi- zieren und somit eine nachvollziehbare LIKUS-Zuordnung aufweisen. Die Problematik bei Vergleichen mit Kulturfi- nanzierungsdaten der Statistik Austria liegt darin, dass die Zuordnung ausschließlich aus Rechnungsabschluss- daten, welche den kameralistischen Kontierungsrichtlini- en unterliegen, erfolgt. Aus diesen kann allerdings keine direkte konsistente LIKUS-Zuordnung abgeleitet werden. Bei Vergleichen ist weiters zu berücksichtigen, dass unter- schiedliche Gebietskörperschaften (Bund – Länder – Ge- 6 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 meinden) unterschiedliche Strukturen und damit unter- schiedliche Förderschwerpunkte aufweisen. Andererseits muss auch bei Vergleichen mit anderen Städten bzw. Gemeinden Rücksicht auf Größe und Verwaltungsfunkti- on genommen werden, da sich auch dadurch markante Strukturunterschiede ergeben. So liegt für Graz primär ein Vergleich mit anderen Landeshauptstädten Österreichs nahe. Dennoch werden auch die verfügbaren Daten zu Bundesländern und zum Bund zu Vergleichen herange- zogen, um auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin- zuweisen zu können.ÜBERSICHT Förderungen des Kulturamtes 1 3 Graz 2005 4 5 19 6 7 8 9 10 18 11 17 12 13 16 14 15 1,27% 0,00% 1,51% 0,01% 8,36% 9,86% 2,41% 0,33% 1,93% 6,85% 0,35% 0,15% 9,87% 1,22% 7,51% 14,52% 0,81% 4,62% 28,42% 0,00% Für Vergleiche mit anderen Gebietskörperschaften wer- den ausschließlich aktuelle Budgetdaten aus dem jeweils gleichen Kalenderjahr verwendet. Vergleicht man die Kulturausgaben der Stadt Graz mit an- deren Landeshauptstädten, ist primär erkennbar, dass der jeweils größte Anteil an den Ausgaben durch die LIKUS- Kategorie 6 „Theater, Musiktheater, Tanz“ eingenommen wird. Hier wird das Engagement der Landeshauptstädte für einen Bereich deutlich, dessen Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenze hinausreicht. An zweiter Stelle steht in Salzburg und Wien die LIKUS-Kategorie 1 „Museen, Archi- ve, Wissenschaft“. In Graz liegt die Kategorie 10 „Bildende Kunst, Foto“ an zweiter Stelle. Beachtet man, dass ein gro- ßer Teil dieser Kategorie dem Kunsthaus Graz zukommt, das der Landesmuseum Joanneum GmbH angehört, wäre im weitesten Sinne auch eine Einordnung in der Katego- rie 1 „Museen, Archive, Wissenschaft“ denkbar. Gleichzeitig zeigen die Ausgaben der Stadt Graz aber auch ein starkes infrastrukturelles Engagement für zeitgenössische Bilden- de Kunst. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Museen, Archive, Wissenschaft Baukulturelles Erbe Heimat- und Brauchtumspflege Bibliotheken Musik Theater, Musiktheater, Tanz Film Hörfunk, Fernsehen Neue Medien Bildende Kunst, Foto Architektur Angewandte Kunst Literatur Zeitungen, Zeitschriften Kulturinitiativen und -zentren Aus- und Weiterbildung Erwachsenenbildung Internationaler Kulturaustausch Großveranstaltungen Kulturverwaltung 4,18% 2,77% 0,24% 5,24% 1,41% 49,96% 0,39% 0,05% 0,31% 12,90% 0,06% 0,03% 2,79% 0,20% 4,36% 2,42% 1,14% 0,75% 7,54% 3,26% 19 20 1 18 2 3 4 17 5 16 15 14 20 13 12 11 10 9 8 7 6 Während in Wien und in Salzburg die Kategorie 5 „Musik“ vor allem auch durch die Finanzierung großer Orchester (Wr. Symphoniker, Mozarteum Orchester), an dritter Stelle steht, ist das Grazer Philharmonische Orchester in Graz in der Theaterholding Graz/Stmk.GmbH inkludiert und daher zahlenmäßig nicht der LIKUS-Kategorie 5 „Musik“ sondern der Kategorie „Theater, Musiktheater, Tanz“ zugeordnet. An dritter Stelle in Graz findet sich die LIKUS-Kategorie 19 „Großveranstaltungen“, die die Wichtigkeit der Grazer Fes- tivals zeigt. Während auch beim Bund der knapp größte Anteil den Theatern (vor allem durch die Finanzierung der Bundes- theater) zukommt, liegt an zweiter Stelle sowie im Bun- desländer-Durchschnitt an erster Stelle die LIKUS-Katego- rie 16 „Aus- und Weiterbildung“. Dies sind beim Bund die Kunst- und Musikuniversitäten und Konservatorien und bei den Bundesländern die Musikschulen. Der Bund investiert weiters an dritter Stelle in das Baukulturelle Erbe. An knapp vierter Stelle und an zweiter Stelle bei den Ländern sind die Bundes- und Landesmuseen zu finden. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 7ÜBERSICHT Salzburg 2005 Wien 2005 19 18 1 17 16 15 14 13 3 11 10 4 7 5 6 26,47% k.A. 0,65% 5,65% 12,82% 26,63% 0,74% 0,00% 0,00% 1,04% 0,03% 0,00% 1,59% 0,01% 2,61% 8,59% 1,33% 0,71% 11,13% k.A. 0,00% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Museen, Archive, Wissenschaft Baukulturelles Erbe Heimat- und Brauchtumspflege Bibliotheken Musik Theater, Musiktheater, Tanz Film Hörfunk, Fernsehen Neue Medien Bildende Kunst, Foto Architektur Angewandte Kunst Literatur Zeitungen, Zeitschriften Kulturinitiativen und -zentren Aus- und Weiterbildung Erwachsenenbildung Internationaler Kulturaustausch Großveranstaltungen Kulturverwaltung Sonstiges 12,36% 3,95% 1,31% 0,90% 9,79% 40,80% 6,62% 0,19% k.A. 4,69% k.A. k.A. 0,74% 0,00% 0,74% 0,10% 0,00% 0,52% 7,52% k.A. 9,76% Bund 2005 21 1 19 18 2 16 3 15 4 13 10 5 8 7 6 Bundesländer ohne W, Stmk. 2005 18 19 17 21 1 16 2 15 14 20 13 3 10 4 8 5 7 6 14,55% 17,57% 0,68% 3,36% 1,16% 23,66% 2,10% 0,05% k.A. 1,14% k.A. k.A. 1,07% 1,89% 0,50% 23,01% 2,00% 4,84% 1,72% k.A. 0,69% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Museen, Archive, Wissenschaft Baukulturelles Erbe Heimat- und Brauchtumspflege Bibliotheken Musik Theater, Musiktheater, Tanz Film Hörfunk, Fernsehen Neue Medien Bildende Kunst, Foto Architektur Angewandte Kunst Literatur Zeitungen, Zeitschriften Kulturinitiativen und -zentren Aus- und Weiterbildung Erwachsenenbildung Internationaler Kulturaustausch Großveranstaltungen Kulturverwaltung Sonstiges 15,48% 5,63% 1,75% 1,60% 7,27% 13,76% 0,92% 0,00% k.A. 2,63% k.A. k.A. 0,46% 0,00% 4,39% 38,29% 1,30% 0,10% 5,93% k.A. 0,50% Quellen: Wien: Kunst- und Kulturbericht 2005 (ohne Musikschulen). Stadt Salzburg: Jahresbericht Kultur 2005 (ohne Baukulturelles Erbe); eigene Zuordnung. Bundesländer: Kulturberichte Burgenland, Salzburg, Vorarlberg; Datenübermittlung durch die Kulturabteilungen der übrigen Bundesländer. Bund: Bericht zur Kulturfinanzierung des Bundes 2005, IKM. 8 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 17 18 21 19 1 2 3 4 16 5 6 15 13 10 7LIKUS 1 01 MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT Um eine einheitliche Vergleichbarkeit der Kulturausga- ben aller Gebietskörperschaften zu fördern, wird über die nicht kulturbezogene Wissenschaftsförderung der Stadt Graz, die der Anordnungsbefugnis des Kulturamts unter- liegt, in einem eigenen Unterkapitel berichtet. Da die Wis- senschaftsförderung einen verhältnismäßig hohen Betrag im Vergleich zu den Kulturausgaben darstellt, würde bei Vergleichen mit anderen Gebietskörperschaften ein ver- zerrtes Bild entstehen, wenn die Wissenschaftsförderung hinzugerechnet wird. WISSENSCHAFT (nicht kulturbezogen) Das Kulturamt ist über die Wissenschaftsförderung für die Vergabe der Mittel für Kompetenzzentren und Spe- zialforschungsbereiche zuständig, die auf Grund ihrer mehrjährigen, von allen Gebietskörperschaften mitfinan- zierten Projekte auf gesonderten Gemeinderatsbeschlüs- sen basiert. Mit kommunaler Förderung der Wissenschaft ist in Graz durch den Schwerpunkt Süd-Osteuropa/Neue EU-Mit- gliedsländer auch die Förderung von Internationalität verbunden. Im Rahmen der Wissenschaftsförderung des Kulturres- sorts stellt die Stadt Graz den vier Grazer Universitäten, der Karl-Franzens-Universität, der Technischen Universi- tät, der Medizinischen Universität und der Universität für Musik und Darstellende Kunst jährlich aus dem Budget finanzielle Mittel zur Verfügung. Weiters werden auch Institutsprojekte sowie Projekte von wissenschaftlichen Einrichtungen, die im Nahbereich der Universitäten, zum Teil auch als außeruniversitäre Institutionen tätig sind, gefördert. Die Rektoren/VizerektorInnen der vier Grazer Universitäten stehen, wie im Gemeinderatsbeschluss vom 16.4.2004 festgehalten, beratend für die universitätsnahe Wissenschaftsförderung zur Verfügung. Kompetenzzentren: Die Stadt Graz fördert den Aufbau von Kompetenzzentren als langfristig angelegte Kooperationen zwischen Univer- sitäten und Firmen in Kernkompetenzbereichen der For- schungs- und Entwicklungsaktivitäten. Die geförderten Kompetenzzentren des Jahres 2005 sind: Kompetenzzentrum “Angewandte Biokatalyse GmbH“: Forschungsziel ist es, chemische Reaktionen mit Katalysatoren aus der Natur durchzuführen. Natürliche, lebende Zellen stellen Enzyme in großer Vielfalt her, um die chemischen Reaktionen, die den Stoffwechsel aus- machen, fein gesteuert durchführen zu können. Die Bio- katalyse ermöglicht die Herstellung von naturähnlichen Substanzen, die aufgrund ihrer Struktur auf klassischen Wegen nicht hergestellt werden können. Austrian Bio Energy Centre: Die Forschungstätigkeit konzentriert sich auf die energetische Nutzung von fes- ter Biomasse, wie z.B. den Wärmeinhalt des Brennstoffes „Biomasse“ in Nutzwärme (z.B: Fernwärme und/oder in elektrischen Strom) durch Verbrennungsprozesse optimal umzusetzen, Gaserzeugung aus fester Biomasse, Gasrei- nigung und Gasnutzung zu optimieren. In enger Zusam- menarbeit mit einem bedeutenden Software-Hersteller, mit EnergieversorgerInnen und AnlagenbauerInnen soll die Lücke zwischen „Probieren“ und „Wissen“ Schritt für Schritt für die Forschungsinhalte geschlossen werden. Akustikkompetenzzentrum, Gesellschaft für Akustik- forschung mbH: Arbeitsschwerpunkte sind Schwingung und Akustik von Kraftfahrzeugen sowie Entwicklung und Anwendung von Methoden zur numerischen Simulation. Es werden neue Berechnungsmodelle und Vorgehens- weisen entwickelt, um die Schwingung und Akustik von Motor, Antriebsstrang, Abgassystemen und Gesamtfahr- zeug vorhersagen und optimieren zu können. Die Verbes- serung der Akustikkompetenz für die Fahrzeugindustrie erfolgt durch Steigerung des Komforts in Fahrzeugen, Erreichung künftiger Geräuschlimits (Umwelt) und Ver- kürzung von Entwicklungszeiten. holz.bau forschungs gesmbh: Ziel ist es, mit den Akti- vitäten einen Beitrag zu leisten, um dem Werkstoff Holz einen entsprechenden Stellenwert im Baubereich si- chern und diesen ausbauen zu können. Die Kernkompe- tenzen liegen in der Bearbeitung und Verknüpfung von Forschungsfragen der Holz- und Bauwerkstechnologie in einerseits kurzfristigen und ergebnisorientierten For- schungsdienstleistungen und andererseits in mittel- bis langfristigen Forschungsfragen. Aufgabe ist die Schaf- fung, die Aufbereitung und ein gezielter Transfer von Wis- sen, um ein größtmögliches Umsetzungspotenzial von know-how erreichen zu können. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 9MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendun- gen und Systeme, Forschungs- und Entwicklungsge- sellschaft mbH, KNOW-Center Graz: Das Know-Center fördert in seiner Rolle als Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft speziell den Transfer von Forschungsergeb- nissen in die Praxis wie IT-Lösungen zur Unterstützung von Wissensmanagement am Arbeitsplatz, Auffinden von Wissen und Wissenstransfer. Erklärtes Ziel ist es, die Wett- bewerbsfähigkeit der Partnerunternehmen und der Kun- dInnen zu verbessern, indem wissenschaftliche Ergebnis- se in echte Innovationen überführt werden. Kompetenzzentrum für interaktives e-Business, „evolaris“ Privatstiftung: Forschungsziel ist, in den Forschungsrichtungen Wants (KundInnenbedürfnisse besser verstehen und lenken durch innovative Formen von online Marktforschung und online Marketing), Busi- ness Models (Web- und Mobilanwendungen gestalten durch Geschäftsmodellentwicklung, Web Analysen und Akzeptanztests), Legal&Security (Webbasierte und mobi- le Anwendungen durch rechtskonforme Gestaltung ab- sichern) sowie Web&Mobile Solution (Webbasierte und mobile Anwendungen entwickeln) innovative Verfahren und Technologien, die neue Formen der Kommunikation mit KundInnen ermöglichen, zu entwickeln. Kompetenzzentrum für „umweltfreundliche Statio- närmotoren“, Large Engines Competence Center, LEC Graz: Wesentliches Ziel des LEC ist die Entwicklung von zukunftsweisenden Verbrennungsverfahren für Motoren für die Energieerzeugung sowie Motoren für den Einsatz als Auto-, Schiffs- und Lokomotivantrieb mit höchsten Wirkungsgraden bei gleichzeitig minimalen Emissionen, unter Berücksichtigung zukünftiger Kraft- und Schmier- stoffe und die Entwicklung dafür erforderlicher Simulati- ons- und Analysemethoden. Kompetenzzentrum „Das virtuelle Fahrzeug“, For- schungsgesellschaft: Innovative Ideen und Lösungen werden vom vif in den Bereichen Mechanik (Crashbe- rechnungen, Optimierungslösungen für Strukturbautei- le, Schweißpunktberechnungen), Thermodynamik und Strömungsmechanik (Thermische Auslegung von Anla- gen, Auslegung von kundInnenspezifischen Klimatisie- rungssystemen, Klimatisierungskonzepte für alternative Antriebe) Virtuelles Engineering (Prozessmodellierungen, Konzepte für Produktdatenmanagement) und Virtuelle Produktion (Methodenentwicklung im Bereich Umform- technik, flexible Automatisierungen, Offline Programmie- rung von Roboterzellen) angeboten. 10 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Spezialforschungsbereiche (kurz SFB): Die geförderten SFB des Jahres 2005 sind: SFB „007 Biomembranen“: Die Forschungen haben zum Ziel, vertiefte Kenntnisse zur Biogenese, zur Struktur und Funktion biologischer Membranen zu erlangen, um damit neue Ansätze zur Aufklärung der molekularen Ursache Li- pid-assoziierter Krankheiten bei Mensch, Tier und Pflanzen zu schaffen sowie die Membranpathologie als neues Wis- sensgebiet der Arterioskleroseforschung zu entwickeln. Am 12.7.2005 fand nach zehnjähriger Forschungstätigkeit das abschließende Hearing mit Schlussbericht statt. SFB „Elektroaktive Stoffe“: Die interdisziplinäre Untersu- chung und Entwicklung innovativer Funktionsmaterialien, die durch elektronische und/oder ionische Leitfähigkeit gekennzeichnet sind, wurden für die High-Tech-Bereiche „Entergieumwandlung und Energiespeicherung“, „Opto- Elektronik“, „Leitfähige Polymere“, „Sensorik“ und „Redox- Katalyse“ vom SFB erfolgreich durchgeführt. Mit dem Jahr 2005 beendete der Spezialforschungsbereich seine zehn- jährige Forschungstätigkeit. Universitätsförderungen: Die von der Stadt Graz im Jahr 2005 geförderten Univer- sitätsprojekte sind: • „Tagungs- und Eventmanagement“, Karl-Franzens-Uni- versität Graz; • „Verwertung von Patenten der TU“, Technische Univer- sität Graz; • „Intensivierung der internationalen Beziehungen“, Medi- zinische Universität Graz; Aus dem stadtübergreifenden Budget werden neben den genannten Universitätsförderungen im Wesentlichen die Fachhochschulen mit einem Betrag von 4.871.114 Euro finanziert. Da diese Ausbildungsinstitutionen aber nicht der Kultur zuzurechnen sind und auch nicht über För- derentscheidungen vom Kulturressort vergeben werden, wurden sie in diese Berechnung nicht aufgenommen. Die städtischen Aufwendungen im Jahr 2005 für Wissen- schaft ohne Kulturbezug betragen 3.627.867 Euro. Dies entspricht einer Veränderung von +56,84% zum Vorjahr.MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT Wissenschaft (nicht kulturbezogen) 3.627.867 +56,84 3.149.824 +51,532 2.078.640 2003 2004 Stadtübergreifende Kulturausgaben Förderung von Universitäten u. Hochschulen Studienbeihilfen Urban II - Fachhochschul-Campus Urban II - Fachhochschul-Campus (a.o.Geb.) Urban II - Wissensstadt Urban II - FH-Standort Graz-GmbH Förderungen Kulturamt = € 1.500 Akustikkompetenzzentrum Ges.f.Akustikforschung mbH, Jahresförderung ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Jugendliche im Dialog mit ZeitzeugInnen und HistorikerInnen Austrian Bio Energy Centre, Jahresförderung Europäisches Fremdsprachenzentrum, Jahresförderung holz.bau forschungs gmbh, Jahresförderung Institut für Wohnbau, Technische Universität, Paneuropäischer Studierendenwettbewerb Karl-Franzens-Universität, Tagungs- und Eventmanagement Karl-Franzens-Universität, Institut für Geophysik, Astrophysik und Meteorolgie, Wegener - Zentrum, Jahresförderung Karl-Franzens-Universität, „Dienstleistungs- und Kompetenzportfolio der Universität Graz“ Karl-Franzens-Universität, Geisteswissenschaftliche Fakultät - Institut für Erziehungswissenschaften, TWISFER Karl-Franzens-Universität, Institut für Sportwissenschaften „Radfahrfreundliche Stadt“ Karl-Franzens-Universität & Technische Universität, Spezialforschungsbereich „Elektroaktive Stoffe“ Katholische Hochschulgemeinde Graz, „Radfahrgeschichte der Steiermark“ Kompetenzzentrum „Angewandte Biokatalyse GmbH“, Jahresförderung Kompetenzzentrum „Das virtuelle Fahrzeug“, Forschungsges.mbH, Jahresförderung Kompetenzzentrum f. umweltfreundliche Stationärmotoren, LEC Graz Kompetenzzentrum f. wissensbasierte Anwendungen u. Systeme Forschungs- und Entwicklungs GmbH, KNOW Center Graz, Jahresförderung Kompetenzzentrum für interaktives eBusiness evolaris Privatstiftung, Jahresförderung Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Jahresförderung Medizinische Universität, Intensivierung der internationalen Beziehungen Medizinische Universität Graz, Einbeziehung von pro-aktivem Gender-Mainstreaming in die Forschungstätigkeit der Med.-Uni am Beispiel Forschungsfinanzierung Medizinische Universität Graz, Studienmodul Forschungsmanagement Österreichisch Physikalische Gesellschaft, Projekte zum Weltjahr der Physik Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie, Jahresförderung Österreichischer Austauschdienst für Intern. Bildungs- und 2005 327.815 5.100 1.101 408.054 11.780 800.000 216.312 5.000 443.276 125.000 102.452 2.065 33.000 30.000 7.000 5.000 2.500 14.200 1.500 228.086 215.668 133.100 120.000 142.857 15.000 33.000 19.000 5.500 6.000 2.500 Wissenschaftskooperation, Jahresförderung Technische Universität, Frank-Stronach-Institut, Startförderung Technische Universität, Verwertung von Patenten der TU Technische Universität & Karl-Franzens-Universität, Institut für Chemische Technologie anorganischer Stoffe, SFB Elektroaktive Stoffe Technische Universität & Karl-Franzens-Universität, Spezialforschungsbereich „007 Biomembranen“ Wehab Wolfgang, Dr., Publikationsförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 Akademisches Forum für Außenpolitik - Hochschulliga für die Vereinten Nationen, Symposium „Bildung und Religion“ Austrian Medical Students Association (AMSA), Jahresförderung Ernecker Björn, Student Parabolic Flight Campaign Freiheitlicher Akademikerverband Steiermark, Denklinien der Weltkulturen Grazer Philosophische Studien, Kulturwissenschaftlicher Studentenaustausch Gröller Hannes, Symposion Graz indexicals - Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften, „Vom Fremdenverkehr zum Tourismus“ Institut für Bildungsrecht und Bildungspolitik, Verein zur Forschung auf dem Gebiet des Bildungswesens, Jahresförderung Jung Akademiker Service Steiermark, Jahresförderung Karl-Franzens-Universität, Institut für Philosophie, Katalog über sozio-kulturelle Arbeit und Projekte in Graz Karl-Franzens-Universität, Institut für Erziehungswissenschaft, „Diplomarbeit: Guerilla Marketing“ Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark, Student Parabolic Flight Campaign Penz, Maga Drin Andrea, „Translatorisches Handeln bei Asylanhörungen“ Pöllabauer, Maga Drin Sonja, „Democratic Governance in International Territorial Administration“ Salamun, MMaga Drin Michaela, Student Parabolic Flight Campaign Schleifer Hannes, Student Parabolic Flight Campaign Taschil Gunter, Jahresförderung Verein zur Förderung der Rektorenkonferenz Wagner Michael, „Diplomarbeit: Guerilla Marketing“ Zhuber-Okrog Valentin, Jahresförderung Gesamtausgaben “Wissenschaft“ (nicht kulturbezogen) 2.000 85.000 33.000 3.001 27.341 1.500 1.000 1.130 700 500 1.200 700 700 1.000 1.000 500 400 730 700 700 700 700 700 300 400 400 3.627.867 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 11MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT In die LIKUS-Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ inkludiert ist die Förderung des Stadtmuseums Graz, das 1928 zur 800-Jahrfeier der Stadt Graz gegründet wur- de, nach dem Zweiten Weltkrieg ans Landesmuseum Joanneum kam und später wieder an die Stadt zurück- gegeben wurde. Mit Grundsatzbeschluss vom 20.1.2005 sprach sich der Grazer Gemeinderat für eine Neuorien- tierung des Stadtmuseums aus. Dabei wurde nicht nur eine mit internen und externen ExpertInnen erarbeitete Raumkonzeption als Fernziel definiert, sondern vor allem auch auf die Kernbereiche musealer Arbeit mit Sammeln, Bewahren/Konservieren und Forschen/Dokumentieren sowie Ausstellen/Vermitteln unter modernsten Aspekten eingegangen. Als Konsequenz daraus wurde, ebenfalls mit Gemeinderatsbeschluss, im selben Jahr die Stadtmu- seum Graz GmbH gegründet. Als neuer Geschäftsführer ging aus einem Hearing und auf Basis der Beschlüsse der zuständigen politischen Organe Otto Hochreiter hervor, dessen erste wesentliche Aufgabe die geschlossene Re- gistratur und Inventarisierung des Betriebsvermögens wie auch des gesamten Kunst- und historischen Dokumen- tationsbesitzes, der bis zu diesem Zeitpunkt vom städti- schen Eigenbetrieb Stadtmuseum verwaltet worden war, bildete. Im Berichtsjahr 2005 wurde das bereits erstellte Programm mit Schwerpunkt Fedo Ertl (September – De- zember) zu Ende geführt. Zusätzlich gab es im November eine Veranstaltungsserie „Robert Stolz’s Klingendes Muse- um“. In der Stadt Graz ist das Landesmuseum Joanneum mit den Departments Natur, Kulturgeschichte, Volkskunde und Kunst zentraler Angelpunkt, in welchem die konti- nuierliche Museumsarbeit in zahlreichen Präsentationen einem interessierten Publikum vor Augen geführt wird. Museen als wissenschaftliche Anstalten des Sammelns, Bewahrens, Forschens und Vermittelns sind nur ein klei- ner Teil der Grazer Kulturförderung. Die Stadt Graz leistet ihren Beitrag an dieser auf Erzherzog Johann zurückge- henden Museumslandschaft des Landesmuseums Joan- neum durch die Förderung des 2003 eröffneten Kunst- hauses, zugehörig dem Department Kunst. Dies ist unter LIKUS-Abschnitt 9 Bildende Kunst im Detail ersichtlich. 12 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Da das Kindermuseum „Frida & Fred“ primär ein Zen- trum des Lernens ohne eigene Sammlung, die wissen- schaftlich bewahrt, erforscht und vermittelt wird, ist, wurde es der LIKUS-Kategorie 15 „Kulturinitiativen, Kultur- zentren“ zugeordnet. Das Stadtarchiv als historisches Archiv der Stadt Graz verwahrt die schriftliche Überlieferung des Stadtmagist- rates von (1766) 1820 bis 1849 und der Stadtgemeinde Graz von 1850 bis heute. Die Bestände des Stadtarchivs umfassen rund 5500 Laufmeter Akten und Amtsbücher. Auch das Bauaktenarchiv von Alt-Graz (1825 bis 1993) und das der ehemaligen Umgebungsgemeinden (1890 bis 1993) mit den Plänen von fast allen Grazer Häusern sind darin enthalten. Durch die Übernahme von rund 450 Laufmetern Bauakten von der Bau- und Anlagenbehörde 2005 entstand eines der umfangreichsten Bauaktenarchi- ve Österreichs. Eine wissenschaftliche Handbibliothek zur Geschichte der Stadt Graz und der Steiermark mit rund 8000 Bänden bietet detaillierte Einblicke in die heimische Vergangenheit. Das Stadtarchiv trägt als Auskunfts- und Recherchestätte wesentlich zum Forschungsleben der Stadt Graz bei. Seit dem Jahr 2004 ist das Grazer Stadtar- chiv Teil des Kulturamtes. Die städtischen Aufwendungen in der LIKUS-Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ im Jahr 2005 betragen 1.760.062 Euro, das entspricht einem Anteil von 4,18% aller städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil ent- fällt dabei mit 76% auf das Stadtmuseum, gefolgt vom Stadtarchiv mit 19%. Im Jahr 2004 waren es 1.855.914 Euro (3,96%). Dies entspricht einer Veränderung von -5,16%. Museen, Archive, Wissenschaft 2.202.898 2003 1.855.914 -15,75% 2004 1.760.062 -5,16% 2005MUSEEN, ARCHIVE, WISSENSCHAFT Stadtübergreifende Kulturausgaben Nichtwissenschaftliche Publikationen Stadtarchiv Stadtmuseum Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb Stadtarchiv Förderungen Kulturamt = € 1.500 Centrum für Jüdische Studien, Jahresförderung CLIO - Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit, Jahresförderung David Herzog-Fonds, Jahresförderung Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, IFF, Jahresförderung Donauschwäbisches Bibliographisches Archiv, Jahresförderung Karl-Franzens-Universität, Institut für Germanistik, Edition Werner Schwab Karl-Franzens-Universität, Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ), Jahresförderung Karl-Franzens-Universität, Haus der Wissenschaft - Zeitgeschichtelabor, Jahresförderung Österreichisch Französische Gesellschaft, Jahresförderung Technische Universität, Fakultät Architektur, Publikation Graz Architecture Magazine GAM 1.288 322.177 1.335.391 14.243 5.000 4.000 10.000 10.000 1.500 15.000 12.500 10.000 5.500 Universität für Musik und Darstellende Kunst, Institut für Elektronische Musik und Akustik, „Computermusik und Multimedia“ Förderungen Kulturamt < € 1.500 Aschemann-Pilshofer, Maga Drin Birgit, „Diplomarbeiten in den Geisteswissenschaften - Widersprüche und Wege“ Club Alpbach, Stipendien Grollegg-Edler, Drin Charlotte, „Die wehrhafte Nachtigall“ Ottokar Kernstock.Eine Studie zu Leben, Werk und Wirkung“ Kulterer, Maga Birgit, „Museum und Kunst“ Österr. Karl Jaspers-Gesellschaft, Jahresförderung Österreichisches Luftfahrmuseum, Jahresförderung SOWI-Absolventenverein, Jahresförderung Vereinigung für wissensch. Grundlagenforschung, Kolloquium „Was macht die Kunst?“ 5.000 700 1.000 700 700 1.000 500 363 500 3.000 Gesamtausgaben in der Kategorie “Museen, Archive, Wissenschaft“ 1.760.062 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 13LIKUS 2 02 BAUKULTURELLES ERBE Seit 1999 ist die historische Altstadt von Graz UNESCO- Weltkulturerbe. Dennoch stellt sich die Stadt Graz inner- halb einer modernen Stadtverwaltung permanent der Herausforderung, zwischen dem „Erhalten“ und dem „Ge- stalten“ einen wechselseitigen Ausgleich zu finden. Das Miteinander historischen Baubestandes und innovativer Neugestaltungen macht die Spannung einer Stadt aus, dies nicht nur aus kultureller und künstlerischer Sicht, sondern auch als Impuls für die Wirtschaft und den Tou- rismus. Nicht zuletzt beeinflusst eine ausgewogene Bau- weise den städtischen Sozialraum und damit ihre Bewoh- nerInnen. Innerhalb der Stadtbaudirektion, die den überwiegenden Anteil des Stadtbudgets im Bereich Stadtbildpflege ver- waltet, hat insbesondere die Geschäftsstelle des Grazer Altstadterhaltungs-Fonds eine zentrale Bedeutung, zu de- ren Aufgabenbereichen Förderungen für Instandsetzun- gen und Erhaltungen an baulichen Objekten innerhalb der Altstadt-Schutzzonen zählen. Das Kulturressort ist für den Bereich Denkmalpflege zu- ständig, der sich nach dem Bundesgesetz über den Schutz von Denkmälern hinsichtlich ihrer geschichtlichen, künst- lerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung richtet. Die Denkmalpflege umfasst die ständige Begutachtung des Erhaltungszustandes, somit das Bewahren der 684 Einzelobjekte wie u.a. Gedenktafeln, Gedenksteine, Denk- mäler, Bildstöcke, Kapellen, Wegheiligtümer, Hausplasti- ken und Ehren- und Legatsgräber bedeutender GrazerIn- nen. Stadtübergreifende Kulturausgaben Altstadtpflege und Ortsbildpflege Altstadtpflege und Ortsbildpflege (a.o.Geb.) Civitas - Projektmanagement Civitas - Projektmanagement (a.o.Geb.) Urban Graz - Bürgerinformation Urban II - Erfahrungsaustausch Urban II - Erfahrungsaustausch (a.o.Geb.) Urban II - Kleinprojekte (a.o.Geb.) Urban II - Unterstützung der Programmleitung Urban II - Unterstützung der Programmleitung (a.o.Geb.) 811.737 39.197 7.876 121.006 153 953 64.242 6.767 1.899 27.179 Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb Denkmalpflege Gesamtausgaben in der Kategorie “Baukulturelles Erbe“ 14 85.776 1.166.785 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Projekte 2005 sind u.a. die permanent notwendigen In- standhaltungsarbeiten und Generalsanierungen am Gra- zer Stadtparkbrunnen, diverse Schrifterneuerungen z.B. am Gedenkstein Zois im Stadtpark, Instandsetzungs- arbeiten am Bildstock „Am Damm“, sowie die Neuerrich- tung der Gedenktafel Drews sowie die Neuaufstellung des Ehren- und Mahnmales der Gefallenen beider Weltkriege des Grazer Bildhauers Alexander Silveri an der Paulustorbastei. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kategorie „Baukulturelles Erbe“ mit 1.166.785 Euro. Das entspricht einem Anteil von 2,77% aller städtischen Kulturausgaben. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um -18,07% gesunken. Baukulturelles Erbe 2.505.982 +40,62 1.424.082 -43,17% 2003 2004 1.166.785 -18.07% 2005LIKUS 3 03 HEIMAT- UND BRAUCHTUMSPFLEGE Gelebte Traditionen wie Brauchtum und gesellschaftli- che Rituale einer bestimmten Region wachsen, entwi- ckeln und verändern sich. So definierte Volkskultur kann nicht nur positive Identitätsstifterin und Unterhaltung sein, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil der All- tagskultur. Traditionelles Musizieren, Singen und Tanzen in Gemeinschaft hat im ländlichen Bereich nach wie vor einen anderen Stellenwert als in der Stadt. Demgemäß gibt die Stadt Graz vergleichsweise wenig für den Bereich Heimat- und Brauchtumspflege, hauptsächlich für die in der Landeshauptstadt sitzenden Dachverbände, aus. Ein Schwerpunkt wird jedoch im Bereich der Chöre gesetzt. Für den Bereich ist im Jahr 2004 ein gesonderter drei- köpfiger Beirat eingerichtet worden, welcher durch Ver- treterInnen des „Forum Volkskultur“ gebildet wird. Dieses Gremium gibt Empfehlungen bezüglich Projekten im Er- messensbereich. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Die finanziellen Unterstützungen fokussieren auf Jahres- förderungen für jene Vereine, die zentrale Stellungen in den Strukturen der volkskulturellen Verbände inne haben und bei welchen gewährleistet ist, dass durch eine konti- nuierliche Tätigkeit auch vereinzelte Mitgliedsvereine pro- fitieren. Nachwuchspflege und –schulung sind im Bereich Volkskultur zentrale Zugänge des Kulturressorts. Der Steirische Sängerbund verfügt über einen mehrjäh- rigen Fördervertrag und veranstaltet die jährliche Veran- staltungsreihe „vokal.total“. 2005 wurde dieses Steirische Chorfestival gemeinsam mit dem Chorverband Österreich veranstaltet, Anfang Juli durchgeführt. Die Bandbreite der Konzerte reicht von jahrhundertealten liturgischen Gesängen über weltliche und geistliche Musik mehrerer Jahrhunderte bis zu Stücken zeitgenössischer Kompo- nistInnen. Die Internationale a-cappella-Competition für Jazz, Pop, Gospel Ensembles und Jazzchöre um den „Ward Swingle Award“ folgte Ende Juli 2005. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Heimat- und Brauchtumspflege“ mit 102.970 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,24% aller städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 74,58% auf den Stei- rischen Sängerbund, gefolgt vom Grazer Bürgerkorps mit 4,86% und dem Blasmusikverband mit 4,29%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 3,90% gestiegen. Heimat- und Brauchtumspflege 98,415 Der Steirische Blasmusikverband Bezirk Graz-Stadt absolviert 2005 ein Jahresprogramm, das u.a. Aktivitäten für und mit den Grazer Blasmusikvereinen, die Koordinati- on der einzelnen Musikvereine und Trachtengruppen für die Landhaushofkonzerte und die Repräsentation der In- teressen einzelner Vereine gegenüber FördergeberInnen, Medien und Behörden beinhaltet. Förderungen Kulturamt = € 1.500 Blasmusikverband, Jahresförderung Bund der Heimat- und Trachtenvereine, Jahresförderung Bund Steirischer Heitmatdichter, Jahresförderung Die Kärntner in Graz, Jahresförderung Grazer Bürgerkorps, Jahresförderung Steirischer Sängerbund, Jahresförderung Steir. Volksliedwerk, Projekt „Mit allen Sinnen“ Verband alpiner Trachten- und Wohltätigkeitsvereine, Jahresförderung 4.420 3.500 2.000 1.500 5.000 76.800 1.500 4.400 99,105 +0,70% 2003 Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: 2004 Förderungen Kulturamt < € 1.500 ARGE Volkstanz Steiermark, Jahresförderung Erster Grazer Zitherverein, Jahresförderung Grazer Spielmannszug, Jahresförderung Grazer Volksliedchor des österreichischen Alpenvereines, Konzerttätigkeit Jugendblasorchester Don Bosco, Jahresförderung Trachtenverein „D‘Steirerherz‘n z‘Graz“, Jahresförderung + 85-Jahr-Jubiläum Gesamtausgaben in der Kategorie “Heimat- und Brauchtumspflege“ 102.970 +3,90% 2005 600 500 1.000 400 350 1.000 102.970 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 15LIKUS 4 04 BIBLIOTHEKSWESEN Öffentliche Bibliotheken im 21. Jahrhundert sollen Orte des Lernens und der Information, soziale und kulturelle Orte für Menschen aller Altersgruppen, jeder sozialen und ethnischen Herkunft sein. Bibliotheksarbeit umfasst ein vielfältiges Aufgabengebiet: Medienangebote zu erschließen und bereitzustellen, Wissen transparent zu machen, Zugänge zu Wissen und Information zu schaf- fen sowie Chancengleichheit beim Zu- und Umgang mit neuen Informationstechnologien und den Abbau von Nutzungsbarrieren zu erzielen. Öffentliche Bibliotheken, Stadtbibliotheken sind wesent- liche Bestandteile jeder kommunalen Bildungslandschaft. „Die Öffentliche Bibliothek, der lokale Zugang zum Wis- sen, liefert eine Grundvoraussetzung für lebenslanges Lernen, unabhängige Entscheidungsfindung und kultu- relle Entwicklung des Einzelnen und der gesellschaftli- chen Gruppen.“ (Bibliotheksmanifest der UNESCO) Ausgelöst durch Aufgabenkritik und geforderte Struk- turänderungen wurde 2005 eine Studie in Auftrag ge- geben, die von der in Stuttgart tätigen Universitäts- professorin, Diplombibliothekarin und Betriebswirtin Cornelia Vonhof erstellt wurde. Ziel war die Ausarbeitung eines Bibliotheksentwicklungskonzeptes, das trotz der begrenzten Mittel ein möglichst effizientes Angebot für die BenutzerInnen der Stadtbibliothek Graz entwerfen sollte. Die Ist-Analyse und der nationale und internatio- nale Vergleich mit anderen Stadtbibliotheken ergaben für Graz, dass die im Vergleich sehr knappen budgetären und personellen Ressourcen durch die Aufteilung auf neun Bibliotheken, die Mediathek und den Bücherbus zu stark gesplittet sind und dass sowohl beim Medien- als auch Raumangebot eine drastische Lücke sogar zum niedrigs- ten Sollwert besteht. Dass dennoch eine beachtliche Stei- gerung an BenutzerInnen- und Entlehnzahlen in den letz- ten Jahren erreicht wurde, wurde sehr positiv erwähnt. Die Studie, die im November 2005 präsentiert wurde, soll- te Ausgangspunkt für eine Straffung und Modernisierung der teilweise veralteten Zweigstellenstruktur sowie für die Attraktivierung des Leistungsspektrums durch neue Ser- vices und kundInnenfreundlichere Öffnungszeiten sein. Wie bereits in den vorangegangenen Jahren fungierte die Stadtbibliothek auch 2005 immer wieder als gut besuchte Begegnungsstätte zwischen AutorInnen, KünstlerInnen auf der einen und dem interessierten Publikum auf der 16 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 anderen Seite. Veranstaltungshöhepunkte waren die Le- sereihe „4handschreiben“ und die Teilnahme am Lesefes- tival „Leserstimmen“. Mit drei sprachlich und inhaltlich völ- lig unterschiedlichen, aber gleichermaßen hörenswerten Lesungen ging die literarische Reihe „4handschreiben“ ins Finale. Diese bereits im Jänner 2004 in Kooperation mit der Grazer AutorInnenversammlung gestartete Veranstal- tungsserie fand mit der Publikation aller Texte, die von 24 AutorInnen – jeweils zu zweit – für die Präsentationen in der Mediathek geschrieben worden waren, im Novem- ber 2005 ihren würdigen Abschluss. „Ciné Création“ – ein Filmabend mit österreichischen und französischen Kurz- filmen sowie einer hochkarätigen Diskussionsrunde – und Vernissagen mit FotokünstlerInnen und MalerInnen run- deten das Veranstaltungsprogramm in der Mediathek ab. In den Bibliotheken wurden im Rahmen der österreich- weiten Leseaktion „Leserstimmen – der Preis der jungen LeserInnen“ bekannte KinderbuchautorInnen und -illust- ratorInnen zu Lesungen und Workshops mit SchülerInnen eingeladen. Schwerpunkt im Herbst 2005 war die Ausstellung „British Corner“, die in allen Stadtbibliotheken, der Mediathek und im Bücherbus im Rahmen des Österreich-Gedenkjahres stattfand. In Kooperation mit der Kulturvermittlung Stei- ermark wurden britische AutorInnen, die bereits zur Zeit der britischen Besatzung literarisch tätig waren, präsen- tiert. Insgesamt 1606 Personen besuchten 32 Lesungen, Vernissagen und Workshops und bestärkten die Stadtbi- bliotheken in ihrem Bestreben, neben der Kernkompe- tenz Medienausleihe auch weiterhin den kommunikati- ven Aspekt der Bibliothek durch kulturelle und literarische Veranstaltungen zu betonen. Der Bücherbus, bereits über die deutschsprachigen Gren- zen hinaus bekannt, stand im März 2005 beim internatio- nalen Bibliothekskongress zum Thema „Fahrbibliothek“ in Szombathely im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Orga- nisation von Märchenwanderungen und Märchentheater für Kinder sowie die Teilnahme an zahlreichen Schulpro- jekten machten den Bücherbus mit seinen 19 Ausleihstel- len (davon 13 Schulstandorte) verstärkt zu einem Anzie- hungspunkt für Mädchen und Buben. Erfreulicherweise war auch in den Stadtbibliotheken und der Mediathek der Zustrom von Schulklassen – 310 Klassen mit insgesamt 6.362 SchülerInnen – um 46% höher als im Vorjahr.BIBLIOTHEKSWESEN Trotz der im Benchmarking offenkundig gewordenen, äußerst knappen finanziellen, personellen und räum- lichen Ressourcen konnte die Zahl der Entlehnungen 2005 auf 553.006 gesteigert werden, was eine Erhöhung um 3% zum Vorjahr bedeutet. Insbesondere die Schlie- ßungsdiskussionen relativierten jedoch BesucherInnen- frequenz und Neuanmeldungen. Erstmals seit vielen Jah- ren wurde ein Rückgang verzeichnet. Positiv hingegen ist die intensivere Nutzung der 160.669 Medien des Me- dienbestandes, der im Durchschnitt 3,4 Mal umgesetzt wurde, ja bei einzelnen Mediengruppen sogar einen viel höheren Umsatz erzielte. Als Ausleihhits erwiesen sich DVDs, die 29 Mal umgesetzt wurden, sowie Musik-CDs (Umsatz: 9,9) und Hörbücher (Umsatz: 8,6); ebenfalls sehr gefragt waren alle Medien für Kinder. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kate- gorie „Bibliothekswesen“ mit 2.206.203 Euro. Das ent- spricht einem Anteil von 5,24% aller städtischen Kultur- ausgaben. Stadtübergreifende Kulturausgaben Stadtbibilotheken Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb Stadtbibilotheken Förderungen Kulturamt < € 1.500 Öffentl. Bücherei der Pfarre Graz-Süd, Literaturabende 2005/2006 Gesamtausgaben in der Kategorie “Bibliothekswesen“ Dieser Betrag entfällt dabei fast zur Gänze auf die Stadt- bibliothek (99,8%). Darüber hinaus wurde die öffentliche Bibliothek der Pfarre Graz-Süd gefördert. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS- Kategorie um 5,79% gestiegen. Bibliothekswesen 2.266.497 +8,21% 2003 2.085.375 -7,99% 2004 2.206.203 +5,79% 2005 1.694.331 511.932 500 2.206.203 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 17LIKUS 5 05 MUSIK In der heutigen Zeit ist eine Trennung in Musik-Kategori- en nicht mehr zeitgemäß, da zeitgenössische Musik sich durch experimentierendes „cross over“ auszeichnet, in dem die unterschiedlichsten Stile und Produktionswei- sen zum Einsatz kommen können. Für den Bereich Mu- sik sind im Jahr 2004 zwei Fachbeiratsgremien mit je drei ExpertInnen eingerichtet worden. Die Trennung erfolgte nach den Bereichen „Ernste und Neue Musik“ bzw. „Popu- läre Musik und Jazz“ und geschah vor allem aufgrund der Fülle von Musikformen aus strukturellen Gründen und im Bewusstsein, dass die inhaltlichen Grenzen fließend blei- ben und sich jederzeit in unterschiedliche Richtungen verschieben können. Die Beiräte geben Qualitätsemp- fehlungen bezüglich Projektansuchen ab. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. „Ernste Musik“ (E-Musik) als Begriff versucht seit einiger Zeit jenen der Klassik zu ersetzen, was jedoch nur zum Teil erfolgreich gelingen kann. Der Begriff kann den gro- ßen Musikbereich, der von Orchesterkonzerten, Opern bis zur Kammermusik reicht, genauso wenig beschreiben, wie Unterhaltungsmusik (U-Musik) mit Populärer Musik gleichzusetzen ist. Der Schwerpunkt der Förderung liegt nicht nur auf der Reproduktion, sondern vor allem auf der Kreation, weshalb die Neue Musik als zeitgenössische innovative und experimentelle Richtung als besonders förderungsnotwendig gilt. „Populär“ entspricht in diesem Zusammenhang nicht mehr dem „Mainstream-Gedan- ken“, sondern bezieht sich, in Relation zum klassischen Repertoire, auf eine zeitgenössische, sich der Medien be- dienende, einer sich dem Mainstream eher widersetzen- de junge Musik-Szene, die sich zwischen „FM4-Musik“ und Independent-Formen bewegt. Hier wird der Übergang zur Neuen Musik durchlässig, genauso wie zum Bereich der Medienkunst. Jazz – von klassisch bis zur freien Impro- visation – ist ein in Graz dominanter und herausragender Bereich und deckt mit seinen international beachteten Ensembles daher auch einen großen Teil dieser Kategorie ab. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Die Jazz Big Band Graz als eine der eigenständigsten Stimmen im orchestralen Jazz Europas hat mit internati- onalen Konzerttourneen mit CD-Präsentationen, Teilnah- men an Internationalen Festivals und Kompositionsauf- trägen ein umfangreiches Jahresprogramm. 18 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Das Internationale Jazzfestival, federführend der Verein GamsbART, der auch Mitglied des ebenfalls geförderten Jazzkartells ist, beleuchtet im April 2005 unter dem The- ma „Balkanjazz“ die musikalische Vielfalt Osteuropas und deren Bedeutung für den Jazz. Beim 13. Austrian Sound- check im November 2005 lag der Schwerpunkt des Festi- vals wie in den letzten Jahren auf der Präsentation inno- vativer österreichischer Musik im Bereich zwischen Jazz, freier Improvisation und elektronischer Musik. Die Jeunesse Graz – Musikalische Jugend Österreichs verfügt über einen mehrjährigen Fördervertrag und bie- tet, den unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen entsprechend, ein umfangreiches Musikprogramm. Ziel ist es, Jugendlichen und Familien einen leichten und um- komplizierten Zugang zur Musik zu verschaffen. Der Verein zur Vermittlung zeitgenössischer Musik, IMPULS, organisiert alle zwei Jahre einen internationalen Kompositionswettbewerb mit Symposium. PartnerIn ist dabei die Kunstuniversität Graz. Der international renom- mierte Komponist Beat Furrer ist Initiator und Betreiber. Der Kultur & Kommunikationsverein Zeiger, welcher über einen mehrjährigen Fördervertrag für das Jahres- veranstaltungsprogramm unterstützt wird, erhält für das jährliche „Spring“-Festival, im Jahr 2005 „Springfive“, neben der kostenlosen, vom Kulturbudget finanzierten Benüt- zung des Veranstaltungsortes Dom im Berg eine zusätzli- che finanzielle Unterstützung analog zu den budgetären Möglichkeiten. Das „festival for electronic art and music“ wurde zu einem programmatischen Fixpunkt. Die Konzertreihe Open Music steht seit Beginn der 90er Jahre für die Vermittlung zeitgenössischer Musik und für eine Musikauffassung jenseits der strikten Trennung in E- und U-Musik. 2005 wurden u.a. aktionistisch-theatrale Improvisationen mit Werken von John Cage, Uwe Rasch und Clemens Gadenstätter sowie zeitgenössischen Kom- ponistInnen aufgeführt. KIM – Verein zur Förderung von Popkultur hat in den letzten Jahren eine Reihe von Einzelprojekten zu einem vielseitigen Jahresprogramm gebündelt, u.a. sind die KIM- Konzerte 05 mit internationalen KünstlerInnen, die Veran- staltungsreihe „Sonntags Abstrakt“ sowie das KIM Label „big_M_net mehr elektronische Musik für die Welt“, dasMUSIK auch für Jugendliche einen Kommunikationsknoten mit gleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Kategorie Datenaustausch im Internet bieten will, zu nennen. um 15,08% gestiegen. Die Musikförderungspreise der Stadt Graz gingen im Musik Jahr 2005 an: Harnik Elisabeth 2.200 Klein Christian 2.200 603.530 Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Musik“ mit 595.840 Euro. Das entspricht einem Anteil von 1,41% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 10,41% auf die Jazz Big Band Graz, gefolgt vom Verein GamsbART mit 10,11% und der Steiri- schen Gesellschaft der Musikfreunde mit 10,07%. Im Ver- Stadtübergreifende Kulturausgaben Maßnahmen zur Förderung der Musikpflege (Infrastruktur f. Stadtorchester und Musikschulklassen) Förderungen Kulturamt = € 1.500 1. Grazer Harmonikaklub „Accordeana“, Jahresförderung AIMS (American Institute for Musical Studies) , Jahresförderung Akkordeon-Forum Steiermark, Konzertförderung ALEA Ensemble, Jahresförderung Atelier Avant Austria, Jahresförderung Austrian Art Ensemble, Jahresförderung Chor der Stadtpfarrkirche, Konzertförderung Die andere Saite, Jahresförderung Ensemble Zeitfluss, Jahresförderung Freundeskreis evangelischer Kirchenmusik - Heilandskirche Jahresförderung Grazer Concertchor, Inter Pan Music, Jahresförderung Grazer Domchor, Jahresförderung Grazer Konzertagentur KEG, Jahresprogramm Grazer Stadtorchester, Jahresförderung IMPULS - Verein zur Vermittlung zeitgenössischer Musik, internationaler Kompositionswettbewerb inter-act.biz - Verein zur Förderung und Vermittlung von KünstlerInnen Exit Space 5 & 6 ISOP - Innovative Sozialprojekte GmbH, Interkultureller Musikstammtisch Jazztett Forum, Jahresförderung Jugend am Werk, European Songfestival Kammeroper Programmförderung Kantorei Franziskus und Mariahilf, Jahresförderung KIM - Verein zur Förderung von Popkultur, Jahresförderung KIS - Konzerte im Stadtparkpavillion, Konzertförderung Klimek-Trummer, Prof. Gerda Grazer Wege, musikalisch-literarische Straßenkarte Miles Jazz-Club, Jahresförderung Mozartgemeinde Graz, Jahresförderung Musikalische Jugend Österreichs Jeunesse, Jahresförderung Musikförderungspreise der Stadt Graz Musikverein für Steiermark, Jahresförderung Musikverein I.S.O.Deutschlandsberg, 11. Internationaler Gesangwettbewerb Ferruccio Tagliavini Open Air Team Klanginstallation „Trümmerfrauen“ Open Music, Jahresförderung Pfarre Mariahilf Abendmusiken und Mariahilfer Advent 2005 Pfarre St. Andrä, Oratorium „Feuer vom Himmel“ Polyzoides, Janna, Klaus-Johns-Gedenkkonzert Royal Garden Jazz-Club, Jahresförderung Steirische Gesellschaft der Musikfreunde, Grazer Symphonisches Orchester Steirischer Sängerbund, Festkonzert Robert Stolz Jubiläum Steirischer Tonkünstlerbund, Jahresförderung Studio Percussion, Jahresförderung 2003 517.755 -14,21% 2004 595.840 +15,08% 2005 24.675 1.500 39.200 1.500 1.500 1.500 10.500 1.500 9.000 4.000 1.500 16.000 18.800 16.000 1.500 15.000 1.500 2.000 11.900 2.500 3.000 1.500 8.000 5.000 1.500 1.500 2.000 18.500 4.400 34.600 5.080 3.000 9.000 4.000 2.500 1.500 10.000 60.000 5.500 12.100 9.000 Szene Instrumental, Jahresförderung V:NM, Verein zur Förderung neuer Musik, V:NM-Festival 2005 Verein GamsbART, Internationales Jazzfestival 2005, 13. Austrian Soundcheck & Jazzkartell Verein Grazer Sommerkonzerte, Grazer Frühling 2005 Verein Jazz Big Band Graz, Jahresförderung Verein Sakrale Musik Graz-Mariatrost, Jahresförderung Verein StockwerkJAZZ, Jahresförderung Verein zur Förderung der Kirchenmusik Graz Herz-Jesu, Jahresförderung Vokalforum Graz, Jahresförderung Vojo Concerts, Jahresförderung & Bandwettbewerb Wist, Konzertaktivitäten 2005 Zeiger - Verein für Kultur und Kommunikation, Jahresförderung & springfive Zimmer, Fränk Graz-Präsentation beim Projekt Liquid Music Förderungen Kulturamt < € 1.500 Kysela, Leo, Konzertförderung Musikschule Musyl & Joseppa „Konzert in Weiß“ KIZ - Kurdistan Informationszentrum, Jugendkonzert Chorplattform Junge Chöre Steiermark, „AfricaSing05“ Hofer Rupert, Geigenbau-Atelier, Konzertförderung Grazer BläserVielharmonie, Sommersemesterkonzert Generalmusikdirektion, Konzertprogramm 2005 Grazer Kapellknaben, Jahresförderung musikwerkstatt österreich, Oratorienwerkstatt Graz/Steiermark Seelsorgezentrum Graz-Süd, „7 Konzerte in Graz Süd“ Disko404, Jahresförderung Ranegger, Erich, Hörfest 05 Förderverein Le Coeur Passionne, Konzertförderung Gamelan Perkussionsorchester, Konzerttätigkeit Musik- und Kulturverein Vento Sul, Konzerttätigkeit VIA ADA Vokal-Instrumental-Akademie (Alpe-Donau-Adria), Weihnachtskonzert Frauenchor „MissTöne“, Jahresförderung Musik der Jugend, Jugendmusikwettbewerb „prima la musica“ Pfarre Münzgraben, MÜNZGRABENakzente-Konzerte CantAnima, Chorwettbewerb „Praga Cantat“ Gitarren Ensemble Graz, Konzert 2005 Grazer Männerchor, Chorkonzert Grazer Universitätschor, Konzert Trier 2006 Haas Yasuko, Kammeroper „Myo-e“ Singkreis St.Veit/Graz, Adventkonzert Tsaklidis, Orestis, Initialförderung Männergesangsverein „Liedertafel Andritz“ mit Frauenchor, Jahresförderung Singgruppe Straßgang, Kulturaktivitäten 2005 Gesamtausgaben in der Kategorie “Musik“ 11.100 3.000 60.250 4.000 62.000 1.500 10.000 1.500 1.500 18.900 7.000 14.000 1.500 1.200 1.200 500 400 350 300 1.435 1.200 1.200 1.200 1.000 700 500 500 500 500 400 400 400 300 300 300 300 300 300 250 200 200 595.840 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 19LIKUS 6 06 THEATER, MUSIKTHEATER, TANZ Die LIKUS-Kategorie „Theater, Musiktheater, Tanz“ umfasst die stadtübergreifende Finanzierung der GmbHs der Theaterholding Graz/Stmk GmbH (bestehend aus den GmbHs Opernhaus, Schauspielhaus, Next Liberty Ju- gendtheater sowie dem Theaterservice Graz), welche von Land Steiermark und Stadt Graz prioritär getragen werden, aber auch einen Bundeszuschuss bekommen, sowie die Förderung der „freien Theaterszene“ über das Kulturressort. Die freie Szene entwickelte sich in den letzten Jahren besonders eigenständig und sorgt immer mehr dafür, dass die Stadt Graz zum Anziehungspunkt für BesucherInnen wird und sich national wie international als freier Szeneort etabliert. Die Grazer Theaterszene bietet vom klassischen Oeuvre bis hin zu experimentellen und interaktiven Theaterfor- men ein breites Spektrum, welches sich vor allem auch immer wieder durch seine „Widerständigkeit“ ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt und somit dem ursprünglichen gesellschaftspolitischen Auftrag des Theaters Rechnung trägt. Eine effiziente Vergabe von Proberäumlichkeiten in der Orpheumgasse 11, die von der Stadt angemietet und fi- nanziert und von „Das andere Theater“ als Interessenge- meinschaft Freier Theater verwaltet werden, ermöglicht eine Nutzung durch mehr als zwanzig Theaterformatio- nen und EinzelkünstlerInnen. Das Probenhaus als Arbeits- und Produktionsstätte etablierte sich in den letzten Jah- ren sowohl als „Treffpunkt“ der Freien Theaterschaffenden als auch als Service- und Vernetzungsstelle. Für die Projektansuchen im Bereich „Theater, Kabarett, Kleinkunst“ ist im Jahr 2004 ein Fachbeiratsgremium mit fünf ExpertInnen eingerichtet worden. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis die- ser Beratungen. Weiters wurde ein eigener dreiköpfiger Fachbeirat für den Bereich „Tanz, Musiktheater“ installiert, um als „pressure group“ die Bedeutung der Sparte zu be- tonen. In Graz ist Tanz in vielen Facetten präsent: vom Eventcha- rakter des Tanzsommers (nicht aus dem Budget des Kul- turressorts finanziert) bis hin zum Off-Festival bei den Minoriten und Produktionen einzelner KünstlerInnen/ Gruppen. Der kleinen Community der Tanzschaffenden in Graz fehlt es jedoch vor allem an Strukturen und da- 20 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 mit vertieftem Austausch mit anderen PartnerInnen auf nationaler und internationaler Ebene. Das Bild der Grazer Tanzszene – es handelt sich in der Regel um „Einzelkämp- ferInnen“ – entspricht im internationalen Vergleich nicht einem zeitgenössischen Stand. Für das Jahr 2005 sind die nachfolgenden sechs Vereini- gungen, welche durch mehrjährige Förderverträge abge- sichert sind, basierend auf der Höhe der Fördersummen exemplarisch alphabetisch gereiht: Drama Graz, das ehemalige Forum Stadtpark Theater, widmet sich 2005 dem auf drei Jahre dimensionierten Projekt „PIVOT- the genetic code of human being“, das sich unter anderem mit Sprachräumen und ihrer Wirkung auf Menschen, ihrer individuellen Entwicklung von Lebens- (Theater)Situationen beschäftigt. Damit verbunden ist die Suche nach neuen Aufführungsorten in verschiedenen Ländern. Graz und die Steiermark sind dabei Drehpunkt für Co-Produktionen mit anderen Ländern der Europäi- schen Union. Die Internationale Bühnenwerkstatt Graz, 1992 als Tanztheater-Plattform gegründet, versteht sich als Akti- onsforum mit dem Ziel, über neue künstlerische Inhalte sowie Lehr- und Kommunikationsmethoden im Tanzthe- ater nachzudenken. Seit dem Bestehen veranstaltet die Bühnenwerkstatt jeden Sommer ein zweiwöchiges Work- shop-Programm mit internationalen DozentInnen und ein begleitendes Internationales Tanzfestival. Die Jahrestätigkeit 2005 des Theaters im Bahnhof läuft unter dem Projekttitel „am freien Markt“ und steht im Zei- chen veränderter Produktionsweisen, die mit der geplan- ten Aufgabe der Spielstätte „Lendplatz“ in Zusammen- hang stehen. Die neuen Arbeiten entstehen auf anderen künstlerischen Flächen, das Wort „freies“ Theater wird ver- stärkt wörtlich genommen. Theater ist in dieser Auseinan- dersetzung als „Workstation“ zu verstehen. Der THEATERmëRZ als gewohnt unangepasste Instituti- on definiert sich selbst immer wieder neu und entzieht sich Kategorisierungen. „Der Begriff Theater wird uns nicht wirklich gerecht. Lange Erklärungen aber ebenso nicht. Also denken Sie sich Ihren Teil.“ (Willi Bernhart) Die eigens entwickelte Kunstform ist im Wesentlichen auf Improvi- sation und der Gleichwertigkeit des schauspielerischen,THEATER, MUSIKTHEATER, TANZ klanglichen und literarischen Grundmaterials basierend und nach szenischer Logik montiert. Das Theater am Ortweinplatz ist ein Theaterpädagogi- sches Zentrum. In Werkstätten werden die kreativen und künstlerischen Fähigkeiten von 6 bis 20 jährigen entwi- ckelt und geschult, im Aus- und Fortbildungsbereich the- aterpädagogische Impulse angeboten, Projekte in meh- reren Sparten durchgeführt und unterstützt sowie der Begriff des Jugendtheaters in authentischer Weise neu positioniert. entspricht einem Anteil von 49,96% der städtischen Kul- turausgaben und ist damit die größte LIKUS-Kategorie in Graz. Der größte Betrag entfällt dabei auf die Theaterhol- ding Graz/Stmk GmbH. Von den aus dem Kulturbudget finanzierten Freien Theatern entfallen auf das Theater im Bahnhof 18,63%, den THEATERmëRZ 11,85%, das Drama Graz 7,81% und auf den Verein zur Förderung der Klein- kunst Hin & Wider 6,10%. Im Vergleich zu 2004 sind die stadtübergreifenden Ausgaben dieser LIKUS-Kategorie um 2,48% gestiegen. Theater, Musiktheater, Tanz Der Verein zur Förderung der Kleinkunst, der die „Klein- kunstbühne Hin & Wider“ im Theatercafe betreibt, widmet sich der Veranstaltung von kleinen Theaterstücken, Kaba- retts, szenischen Lesungen sowie Chanson-, Musik- und Pantomimeabenden. Auch werden NachwuchskünstlerIn- nen gefördert, ein Kleinkunstjournal herausgegeben und ein vielbeachteter Kleinkunstwettbewerb veranstaltet. 20.534.942 +11,66% 18.390.861 Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Theater, Musiktheater, Tanz“ mit 21.044.374 Euro. Das Stadtübergreifende Kulturausgaben Freilichtbühne Schloßberg Sonstige Einrichtungen und Maßnahmen, Probenhaus Theaterholding Graz/Stmk GmbH Orpheum Förderungen Kulturamt = € 1.500 ARGE Collectives les Nègres, Theaterprojekt „Les Nègres“ ARGE WHODUNIT,, Projekt Whodunit Das andere Theater, Jahresförderung Drama Graz, Jahresförderung Ferrer, Maga Anastasia, Tangoproduktion FreiGang Produktionen, Jahresförderung Ge(h)zeiten, Jahresförderung graz3002 Plattform von Freischaffenden KünstlerInnen und Einzelunternehmen, WingMaker Grazer Straßentheater, Programm 2005 Grazer Volkstheater, Jahresförderung InterACT, Jahresförderung Intern.Sommerakademie f. Theater, Programm 2005 Internationale Bühnenwerkstatt, Jahresförderung Kleine Komödie/Kammerspiele Graz, Jahresförderung Kulturverein TAG, SeniorInentheater kunstGarten-szene gries, „Eine Liebe im Erzurum“ Mezzanintheater, Jahresförderung Podium Quasi Quasar-Theater, Jahresförderung schaubühneGraz, „Medea“ Steinbauer&Dobrowsky, Jahresförderung Tanzprojekt Site in Sight, Projektförderung Tanztheater Minoriten, Grazer Tanztage 2005 Theater am Bahnhof, Jahresförderung Theater am Ortweinplatz, Jahresförderung Theater am Tellerrand, „Flowers 2005“ Theater ASOU Jahresförderung & Projekt „Die Zofen“ Theater im Keller, Jahresförderung Theater KAENDACE, „Die Beichte“ 21.044.374 +2,48% 2003 2004 2005 10.500 55.686 20.284.574 20.374 2.500 5.000 25.300 52.600 2.000 4.000 3.000 1.500 1.500 1.500 18.100 8.000 16.300 8.000 1.500 2.910 39.700 2.500 5.000 2.000 9.000 10.000 3.500 125.400 40.400 2.000 27.910 39.200 4.000 Theater Mundwerk, Jahresförderung Theatergruppe aXe, Projekt Körpertheater Theaterkollektiv Little Drama Boyzs, „Nestwärme I-IV“ THEATERmëRz, Jahresförderung Theaterverein drahtseilakt, „Alles Gute Leberfrosch“ Theaterverein Lechtaler/Belic, Jahresförderung uniT-Verein f. Kultur an der KFU, DramatikerInnenwerkstatt Verein BAODO Körpertheater Verein oFFsZENE, Projekt „Kristallwerk“ Verein Spielräume, Jahresförderung Verein Theater Impuls, Tingel-Tangel-Festival 2005 Verein Theater Mimikry, „Bernarda Albas Haus“ Verein zur Förderung der Kleinkunst Hin & Wider, Jahresförderung Werkraumtheater, Jahresförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 Claudia Fürnholzer, Int.Künstleraustausch Bühnenwerkstatt Das Grazer Kasperltheater, Jahresförderung Dennig-Staub, Drin Constanze, „Demokratie“ Jörg-Martin Willnauer, „Lechts und Rinks“ Jugendtheaterensemble Salmonellen Karner Karl, Tanzperformance, Tanzperformance Kleinkunstverein Graz, „In Absurdistan“ Komödianten St.Leonhard, Jahresförderung McBee, Sabine Wallner, Jahresförderung Ronald Pfeifer, Quadrille Dance Festival Rossa Clowntheater, Karin Theiss, Clowntheater 2005 Tanztheater tanzbAAr, Piri und Bär Theaterverein drahtseilakt, Projekt „Schlüssig..“ Tolldreist & Unikum, Kabarettprogramm Gesamtausgaben in der Kategorie “Theater, Musiktheater, Tanz“ 2.500 1.500 7.000 79.800 3.000 5.000 25.000 3.000 4.000 1.800 3.000 1.500 41.100 18.700 370 1.350 1.000 500 500 1.000 1.000 1.000 1.500 300 1.000 1.000 1.000 500 21.044.374 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 21LIKUS 7 07 FILM, KINO, VIDEO Die Filmkunst erfordert ein Zusammenwirken verschie- scher Grundlagen gibt es intensive Auseinandersetzun- dener künstlerischer Fähigkeiten, unter anderem in den gen mit den unterschiedlichen Filmgenres und deren Bereichen Dramaturgie, Schauspielkunst, Fotografie und Wirkung. 2005 wurde eine Erweiterung des Projektes in Tonkunst. Aufgrund der hohen Aufwendungen für einen Richtung professionelle Filmarbeit mit Studierenden un- Film ist eine öffentliche Filmförderung unerlässlich. ter Begleitung von ExpertInnen konzipiert. In dieser LIKUS-Kategorie findet sich der Film in all seinen Die Preise des Carl Mayer Drehbuchwettbewerbs gin- Ausprägungen und Gattungen und mit seinen sehr hete- gen im Jahr 2005 an: rogenen Bereichen von der Filmproduktion über die Film- zeitschrift bis zu den Grazer Programmkinos. Durch eine gezielte Kinoförderung wird ein verstärktes Angebot von Qualitätsfilmen ermöglicht und die Wettbewerbsfähigkeit der Grazer Innenstadtkinos erhalten. Die Projektansuchen im Bereich „Film“ werden im Fach- Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- beirat „Spartenübergreifendes, Kulturzentren und Film“, rie „Film, Kino, Video“ mit 164.700 Euro. Das entspricht welcher aus fünf Personen besteht, vorberaten. Die Be- einem Anteil von 0,39% der städtischen Kulturausgaben. schlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Mit seinem genre- und themenübergreifenden Filmfes- tival „Midnight-Movies“ widmete der Verein für visuelle und interaktive Medien „MacGuffin“ im Jahr 2005 sei- nen Schwerpunkt unter dem Titel „Urbanity“ der Proble- matik städtischen Daseins. In den gezeigten Filmen – von B-Pictures bis zu Independentproduktionen – wurde die „Stadt bzw. der Zustand derer, die sich in ihr aufhalten“ untersucht und gesellschaftspolitische Positionen darge- stellt. Mracnikar Andrina Frosch Christian Leidenfrost Martin Mader Ruth Der größte Anteil der städtischen Kinoförderung entfällt dabei mit 26,65% auf das Augartenkino, gefolgt vom Filmzentrum Rechbauerkino mit 15,60%, dem Schubert- kino mit 14,75% und dem Geidorfkino mit 13,84%. Im Ver- gleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Kategorie um 3,98% gesunken. Film, Kino, Video 164.350 Der Kulturverein TAG – Theateragenda möchte mit der Kinder- und JugendFILMwerkstatt ein besonderes Au- genmerk auf die Nachwuchsförderung in diesem Bereich richten. Die Produktion eines Filmes wird als Gemein- schaftsprojekt erfahren, neben der Vermittlung techni- Förderungen Kulturamt = € 1.500 Augartenkino, KIZ - Kommunikations- und Informationszentrum, Kinoförderung Filmzentrum im Rechbauerkino, Kinoförderung Kaspar Harnisch GmbH, Schubertkino, Kinoförderung Kulturverein TAG Theateragenda, „Kinder- und JugendFILMwerkstatt“ Lichtspieltheater-Betriebs GmbH, Geidorfkino, Kinoförderung Lichtspieltheater-Betriebs GmbH, Royal English Cinema, Kinoförderung Mac Guffin - Verein für visuelle und interaktive Medien, Midnight-Movies 43.900 25.700 24.300 3.500 22.800 2.300 8.000 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 171.525 +4,37% 2003 2004 mojo-pictures, Filmprojekt „An einem Tag im Sommer“ Mörth, Anita, Kurzfilme „commercials for the new feminism“ Preise des Carl Mayer Drehbuchwettbewerbs Sterry Maga Petra, Videoprojekt „Gewitter“ Verein B-Werk, Filmprojekt „Claudia“ Vis-à-vis-Filmproduktion, TV-Fassung von „granny‘s videos“ Förderungen Kulturamt < € 1.500 symbiose.24 - Plattform für junge Filmschaffende, Plaza de Mayo Gesamtausgaben in der Kategorie “Film, Kino, Video“ 22 7.250 7.200 3.625 3.625 164.700 -3,98% 2005 2.500 2.000 21.700 2.500 1.500 3.000 1.000 164.700LIKUS 8 08 HÖRFUNK, FERNSEHEN Die LIKUS-Kategorie „Hörfunk, Fernsehen“ ist in der Grazer Kulturförderung eine der kleinsten und betrifft zu einem großen Teil den Bereich der „Freien Radios“. Freie Radios sind unabhängige, gemeinnützige, nicht-kommerzielle und nicht auf Profit ausgerichtete Organisationen, die ei- nen allgemeinen und freien Zugang zu Sendeflächen für Rundfunkverstaltungen garantieren und bereitstellen, um die freie Meinungsäußerung zu fördern. Als dritte Grup- pe erweitern in der Medienlandschaft neben öffentlich- rechtlichen und kommerziell privaten Rundfunkveranstal- terInnen Freie Radios die Meinungsvielfalt. Freie Radios werden grundsätzlich deshalb von der öf- fentlichen Hand gefördert, um in liberalisierten Rund- funkmärkten (auch lokale und regionale) Medienvielfalt zu erhalten. Da Inhalt und werbliches Umfeld einander bedingen und Freie Radios nicht an den Rundfunkgebüh- ren beteiligt werden, stehen die Anspruchsvollen unter ihnen unter schwerem finanziellen Druck. Der Bereich „Freie Radios“ wird inhaltlich beim dreiköpfi- gen Fachbeirat für medienkünstlerische Praxis begutach- tet. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. leistung. Ca. 200 RadiomacherInnen nutzen den freien Zugang zum Radio. Lokale Initiativen aus kulturellen, sozi- alen, wissenschaftlichen und anderen Bereichen können die Möglichkeit dieser Plattform als Sprachrohr nutzen. Seit 10 Jahren sind u.a. fixe Bestandteile: die Vermittlung regionaler Informationen, Meinungsfreiheit, Lokalbezug und offener Zugang sowie Aus- und Weiterbildung in Me- dienpädagogik. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Hörfunk, Fernsehen“ mit 22.750 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,05% der städtischen Kulturausgaben. Der Anteil entfällt dabei im Jahr 2005 mit 93,41% auf Ra- dio Helsinki und zu 6,59% auf den Literaturzyklus „Hör- und Sehbühne“ des ORF. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie gleich geblieben. Hörfunk, Fernsehen 25.580 22.750 -11,06% 22.750 0,00% Innerhalb der Stadt Graz gibt es nur ein Radio, das zur Gänze den Kriterien eines „Freien Radios“ entspricht: Radio Helsinki – Verein Freies Radio Österreich betreut knapp 100 Programmpunkte mit kontinuierlicher Sende- Förderungen Kulturamt = € 1.500 ORF, Literaturzyklus „Hör- und Seebühne“ Radio Helsinki, Jahresförderung 2004 2005 1.500 21.250 Gesamtausgaben in der Kategorie “Hörfunk, Fernsehen“ 2003 22.750 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 23LIKUS 9 09 NEUE MEDIEN Die Begriffe „Medien“ und „Netz“ durchziehen gegenwär- tig nahezu alle Bereiche gesellschaftlicher Diskussionen und sind einer ständigen Neuinterpretation unterworfen. Über die Tradition des apparativen Abbildens hinausge- hend zeichnet sich heute eine Praxis ab, in der das Bilden und Konstruieren selbst zu großen Teilen den Maschinen überantwortet wird. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Kunstprojekte, die sich der alle Ebenen des Alltags durchdringenden digi- talen Codierung und Mensch-Maschine-Symbiose an- nehmen und/oder auf Kunstprojekte, die sich mit der innovativen Rekombination apparativer Kunstformen auseinandersetzen, z.B. medial/apparative Praktiken, Vide- oprojekte, installative Medienumgebungen, Telekommu- nikations- und Fernsehprojekte sowie interaktive Kunst. Eine Reihe von Grazer Institutionen, die kontinuierlich Programmschwerpunkte in diesen Bereichen durchfüh- ren, verfügen über mehrjährige Förderverträge. Medien- künstlerische Produktionen werden zumeist innerhalb von „cross-over-Projekten“ durchgeführt. Eine Trennung in Sparten ist daher nur aus operativen und strukturellen Gründen von Belang. Die Projektansuchen im Bereich „Medienkünstlerische Praxis“ werden vom gleichbenann- ten dreiköpfigen Fachbeirat vorberaten. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Der Fachbeirat „medienkünstlerische Praxis“ sieht sich als „pressure group“ für diesen Bereich und seinen Förderschwerpunkt vor allem in der Produkti- on der KünstlerInnen. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Der Kunstverein ESC führt und verwaltet seit 1993 das LABOR als Produktions- und Veranstaltungsstätte, das auch anderen KünstlerInnengruppen zur Verfügung ge- stellt wird. Als Kulturinitiative initiiert ESC Kunstprojekte im Kontext „neuer“ Kulturtechnologien. schiedenen Themen von Software-Weiterentwicklung über kulturtheoretische Strategien der Gegenwart bis zur aktuellen Medienkunstproduktion weiterentwickelt. Der Kunstverein Medienturm festigte seine Position als Plattform für experimentelle zeitgenössische Medien- kunst seit dem Umzug 2004 in zentrale Grazer Lage, wo eine Ausstellungsfläche von ca. 200m2 zur Verfügung steht. Es werden jährlich zahlreiche Einzel- und Gruppen- ausstellungen veranstaltet sowie eine Publikationsreihe veröffentlicht. Daneben können im Rahmen des Pro- gramms „AIR. Artists-in-Residence“ seit 2001 internationa- le KünstlerInnen für einen je zweimonatigen Aufenthalt nach Graz kommen. In Kooperation mit dem Museums- Quartier Wien werden weiters jährlich sechs kommissio- nierte Videoarbeiten in Wien und Graz gezeigt. Mur.at, der Verein zur Förderung von Netzwerkkunst, ist in den letzten Jahren eine zentrale Plattform und Schnitt- stelle für Kulturinitiativen, die sich mit Medienkunst auseinandersetzen, geworden. Als Computer-Netzwerk ermöglicht der Verein die gemeinsame Nutzung von In- ternetressourcen für kulturell aktive Vereinsmitglieder. 2005 wurde darüber hinaus der alle zwei Jahre stattfin- dende „Netart Community Congress – NCC“ veranstaltet. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kate- gorie „Neue Medien“ mit 131.800 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,31% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 37,78% auf den Kunst- verein ESC, gefolgt vom Verein mur.at mit 35,13%, dem Medienturm mit 10,62% und dem Kunstverein Rhizom mit 8,88%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Kategorie um 3,78% gestiegen. Neue Medien 112.000 Durch einen mehrjährigen Fördervertrag wird das jeweili- ge Jahresprogramm unterstützt. 2005 wurden zahlreiche Ausstellungsprojekte, Installationen und Performances durchgeführt. Permanent werden „Worklabs“ zu ver- Förderungen Kulturamt = € 1.500 ESC Kunstverein, Jahresförderung Hofmüller, Reni, Das automatisierte Klangkraftwerk Kunstverein Rhizom, Jahresförderung Medienturm 49.800 3.000 11.700 14.000 2003 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 2004 mur.at, Verein z.Förderung v.Netzwerkkunst, Jahresförderung PD-Convention, DVD und Internetauftritt Förderungen Kulturamt < € 1.500 Verein comartgraz, Jahresförderung Gesamtausgaben in der Kategorie “Neue Medien“ 24 127.000 +13,39% 131.800 +3,78% 2005 46.300 6.000 1.000 131.800LIKUS 10 10 BILDENDE KUNST, FOTO Nicht nur die großen, hauptsächlich vom Bund und Land finanzierten Institutionen wie z.B. das Department Kunst der Landesmuseum Joanneum GmbH mit Alte Galerie, Neue Galerie, Künstlerhaus und Kunsthaus, letzteres von der Stadt mitfinanziert, haben – vor allem seit dem Kultur- hauptstadtjahr 2003 – eine große Wirkung nach außen, sondern nahezu gleichbedeutend hat die „freie Szene“ in den letzten Jahrzehnten durch engagierte Experimentier- freudigkeit zahlreiche regional und überregional vernetz- te Impulse gesetzt, die das Image der Stadt Graz positiv mitprägten. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf zeitgenössi- schen innovativen Projekten, wobei die Idee und das Konzept im Vordergrund stehen. Die Beurteilungen er- folgen im Bewusstsein, dass in der heutigen Praxis des „cross overs“ eine Sparteneinteilung immer schwieriger wird und deshalb die Grenzen vor allem zu den Bereichen „medienkünstlerische Praxis“ und „Kulturinitiativen und Zentren“ immer mehr verwischen. Der Begriff „Bildende Kunst“ schließt heute nicht nur Malerei, Plastik und Foto- grafie, sondern auch performative Praktiken, Raum-Instal- lationen und konzeptuelle Arbeiten mit ein. Für die qualitative Begutachtung der Projektansuchen wurde 2004 der Fachbeirat „Bildende Kunst, Design und Architektur“, der aus fünf Personen besteht, eingerichtet. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz er- folgen auf Basis dieser Beratungen. Die Stadt Graz stellt jährlich in Anpassung an die allgemei- ne Budgetsituation einen Betrag für Kunstankäufe zur Verfügung. Die angekauften Kunstwerke werden den Ma- gistratsabteilungen zur Entlehnung angeboten, mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürgern ein kunstoffenes Image der Kulturstadt Graz zu vermitteln und das Verständnis für die zeitgenössische Kunst in der Bevölkerung zu fördern. Der Kunstbesitz des Kulturamtes umfasst derzeit ca. 2.700 Exponate. Angekauft werden Werke von KünstlerInnen, die einen deutlichen Bezug zur Stadt Graz haben und deren Arbeiten im Vergleich mit der nationalen und inter- nationalen Kunst eine Qualität aufweisen, die den Ankauf durch öffentliche Mittel rechtfertigt. Der besonderen Qualität der Grazer Fotoszene entspre- chend werden von der Stadt Graz auch Fotokunstwerke, Einzelfotos und Fotoserien angekauft. Das Kulturamt der Stadt Graz verfügt über ein Atelierhaus in der Monsber- gergasse 5. 2005 arbeiteten dort 14 KünstlerInnen bzw. KünstlerInnengruppen. Die Ateliers werden auf jederzei- tigen Widerruf, also präkaristisch, bei Refundierung der Betriebskosten durch die KünstlerInnen vergeben. Die Kosten für das Atelierhaus sind im stadtübergreifenden Budget beinhalten. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Die Camera Austria als Verein mit der maßgeblichen internationalen Zeitschrift für zeitgenössische Fotografie sowie als Ausstellungsplattform widmet sich der künst- lerischen, theoretisch-wissenschaftlichen, kuratorischen und publizistischen Auseinandersetzung mit Fotografie im Kontext zeitgenössischer Kunst, neuer Medien und gesellschaftlicher Entwicklungen. Seit 2003 im Kunsthaus Graz angesiedelt, gibt es auch eine öffentlich zugängliche Studienbibliothek mit umfangreichen Sammlungen an Katalogen und Büchern sowie ein Archiv mit internatio- nalen Kunst- und Fotografiezeitschriften. Unterstützt wird die Jahrestätigkeit inklusive fünf Ausstellungsprojekten durch einen mehrjährigen Fördervertrag. Der Grazer Kunstverein präsentiert nicht nur Ausstellun- gen, sondern steht als Plattform für Grazer Kulturschaffen- de auch für die Förderung und Vermittlung von Gegen- wartskunst, was zu einem lebendigen kulturellen Klima der Stadt Graz beiträgt. 2005 war durch interne Umstruk- turierungen sowie einen Wechsel in der Geschäftsführung geprägt. Über einen mehrjährigen Fördervertrag wurden 2005 anteilsmäßig Vorträge und Ausstellungen sowie die Beteiligung beim Steirischen Herbst zum Thema „Stadt“ unterstützt. Die Artothek des Grazer Kunstvereins, unter Einbindung des Kulturreferates der Stadt Graz verwirk- licht, ist eine Sammlung internationaler Gegenwartskunst, die den Mitgliedern des Grazer Kunstvereins leihweise zur Verfügung steht. Das Museum der Wahrnehmung (MUWA) präsentiert im Oktogon des ehemaligen Grazer „Tröpferlbades“ Aus- stellungen und themenübergreifende Veranstaltungen aus den Bereichen zeitgenössischer Malerei, Grafik und Plastik, Fotografie, den neuen Medien, Musik, Architektur und Design. Das durch einen mehrjährigen Fördervertrag unterstützte Jahresprogramm 2005 beinhaltete u.a. die KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 25BILDENDE KUNST, FOTO Weiterführung des EU-Projektes „Sehen ist lernbar“, vier Der Fotoförderungspreis der Stadt Graz ging an: Ausstellungen der Reihe „Reduktive Kunst“ und die Serie „Reden zu Bildern“. Der Kunstverein - association for contempora- Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- ry art bespielt seit der Schließung der Ausstellungsräume rie „Bildende Kunst, Foto“ mit 5.434.177 Euro. Das ent- in der Belgiergasse mit seinem umfangreichen Programm spricht einem Anteil von 12,90% der städtischen Kultur- temporäre Räume in Graz bzw. im In- und Ausland im ausgaben. Sinne der Aufrechterhaltung und Intensivierung der über Jahre erarbeiteten südosteuropäischen Kontakte. Im Jahr 2005 waren dies u.a. die Projekte „Herz und Nerven – Kunst trifft Theater“ und „One Minute Changes All“, ein international ausgerichtetes Programm, das die Kunstsze- ne in Kosovo mit aktuellen künstlerischen Tendenzen in Berührung bringen soll. Ziel der Aktivitäten ist, Graz als Drehscheibe Süd-Osteuropas weiter zu positionieren. Ein Teil der Förderung ist im LIKUS-Bereich „Kulturaustausch“ abgebildet. Der Verein zur Förderung des KünstlerInnenkollektivs Bildende Kunst, Foto Tonto erhielt für die Produktion der Publikation zum 2004 durchgeführten „Tonto Comic Festivals“ als größte Comic- Veranstaltung Österreichs mit Symposium, Animations- film-Festival und Workshops, sowie für Jahrestätigkeiten 2005 eine Unterstützung aus dem Ermessensbereich. Tonto repräsentiert die vitale Comics-Szene, in der viele junge wie renommierte KünstlerInnen aus dem In- und Ausland kooperieren. Anderwald Ruth / Grond Leonhard 2.200 Der größte Anteil entfällt auf das Kunsthaus Graz (nicht aus dem Budget des Kulturressorts finanziert). Von den aus dem Kulturamt finanzierten Einrichtungen entfal- len auf den Verein Camera Austria 35,22%, den Grazer Kunstverein 24,74% und das Museum der Wahrnehmung 12,21%. Im Vergleich zu 2004 sind die stadtübergreifenden Ausga- ben dieser LIKUS-Kategorie um 0,76% gesunken. 5.476.033 5.434.177 +89,45% -0,76% 2004 2005 2.890.459 Die Kunstförderungspreise der Stadt Graz gingen im Jahr 2005 an: Kasper Barbara Klub Zwei, Verein für kommunikative Eingriffe 2.200 2.200 2003 Der Camera-Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie ging an: Walid Ra‘ad 26 14.500 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005BILDENDE KUNST, FOTO Stadtübergreifende Kulturausgaben Kunsthaus Monsbergergasse 5, Atelierhaus Förderungen Kulturamt = € 1.500 < rotor > association for contemporary art, Jahresförderung Aktion Künstlerhilfe, Jahresförderung ARGE Aktuelle Kunst in Graz, „aktuelle kunst in graz“ Camera Austria, Jahresförderung Camera-Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie Ceh, Alexander, „Kultur f. blinde Menschen u. Kinder (be-)greifbar machen“ Culture Unlimited, Jahresförderung Eisenhut, Günter, Katalogförderung Erjautz, Manfred, Katalogförderung Fotoförderungspreis der Stadt Graz Grazer Kunstverein, Jahresförderung & Ausstellungen Grünling, Karl, Atelierförderung Inffeld, Heidi, „password“ Kertz, Christine, VI. Women‘s International Conference Kunstförderungspreis der Stadt Graz Kunstverein Dynamic, Jahresförderung Kunstverein next, Jahresförderung Künstlerbund Graz, Jahresausstellung Moitzi, Michael, Atelierförderung Motschnig , Yang Franz, Atelier Expositur Förderung Museum der Wahrnehmung, Jahresförderung Ocherbauer, Eva Maria, Bildband „la vie et la mort“ Stadlhofer-Wagner, Renate, Retrospektive W.W.Anger Steiermärkischer Kunstverein Werkbund, Jahresförderung The Syndicate - Intercultural network für transforming arts, Jahresförderung TONTO-Comics, Jahresförderung Verein für visuelle Gestaltung, Kultur u.Kommunikation, Projekt „The smallest gallery“ 4.913.096 53.456 11.000 3.300 15.000 164.700 14.500 1.500 2.500 1.500 1.500 2.200 115.670 1.500 1.500 1.500 4.400 5.800 7.200 1.500 4.000 1.500 57.100 1.500 4.000 1.500 1.500 3.400 Vereinigung bildender Künstler Steiermark, Jahresförderung Werkstadt Graz, Jahresförderung & Marathonmedaille Förderungen Kulturamt < € 1.500 Amtmann, Siegfried, Die gefilterte Welt Bärnthaler, Christian, Atelierförderung Bauer, Drin Rotraud, Ausstellungskatalog Beierheimer, Eva, Katalogförderung Beletz, Hans, Katalogförderung comic edition preQuel, „Double Eagle“ Danzer, Sylvia, Katalogförderung Fabian, Bettina, Katalogförderung Lässer-Rotter, Erika, Katalogförderung Leeb, Linda, Katalogförderung Lojen, Gerhard, Katalogförderung Nestler-Rebeau, Friederike J., Katalogförderung Pansi, Doris, Jubiläumskatalog Pölzl, Heinrich, Katalogförderung Schnur, Martin, Publikation Schreiner-Karlbauer, Roswitha „rosivita“ Katalogförderung Steurer, Sepp, Katalogförderung, Stölzl, Carmen, Katalogförderung Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich, Beitrag Gedenkjahr durch d.Sudetendeutsche Landsmannschaft Temmel, Profin Edith, Bildband „Klangbilder“ Troger, Gustav, Katalogförderung Uranitsch, Wolfgang, Atelierförderung Wolf, Mag. Bernhard, Atelierförderung 1.500 18.600 500 500 500 500 700 1.215 500 700 700 600 890 700 500 1.000 700 1.000 500 500 500 300 700 500 500 1.500 Gesamtausgaben in der Kategorie “Bildende Kunst, Foto“ 5.434.177 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 27LIKUS 11 11 ARCHITEKTUR Das Umfeld des Menschen ist im Höchstmaß von Gebäu- den Polemiken des US-amerikanischen Architekturbüros den und Architektur geprägt. Sie können Stimmung und Venturi / Brown, das einen Großteil der modernen Archi- Psyche positiv wie negativ beeinflussen, bestimmen da- tektur als „Enten“ bezeichnet. her das alltägliche Leben stärker als andere künstlerische Formen. Die Qualität des Lebensumfeldes sollte der Ge- sellschaft ein wichtiges Anliegen sein. Diese LIKUS-Kategorie gibt der Architektur in einem künst- Dornhofer Georg lerisch-experimentellen Umfeld eine neue Bedeutung. Ar- Kalteis Theresa chitektur dient nicht nur funktionellen Zwecken, sondern Eberl Alexander ist auch eine breit gefächerte künstlerische Form, um Lerner Mario ästhetische Visionen zur Lebens- und Umraumkultur zu Koller Elisabeth entwerfen, um letztendlich zu einer aktiven Verbesserung Reisenhofer Gernot der Lebensbedingungen beizutragen. Allerdings ist der Weiss Tobias künstlerisch-ideelle Bereich der Architektur in der Wahr- nehmung der RezipientInnen noch unterrepräsentiert. Der Projektbereich Architektur wird vom fünfköpfigen Fachbeirat „Bildende Kunst, Design und Architektur“ mit- betreut. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Für das Jahr 2005 werden exemplarisch genannt: 2005 begann ortlos architects – Verein für experimen- telle architektur & interface design das auf drei Jahre dimensionierte Projekt „City Upgrade – High Spirited Net- worked City“, das sich mit der zukünftigen möglichen Ent- wicklung von Städten mittlerer Größe beschäftigt. Weiters wurde im Rahmen der Jahresförderung das künstlerische Buch „Architecture of the NetWORKS“, das in einem „Cross- over“ einen sehr offenen Zugang zum Thema Architektur vermittelt, finanziell unterstützt. SPLITTERWERK, das gerne moderne und postmoderne architektonische Traditionen hinterfragt, nahm 2005 an der 6. Architekturbiennale in Sao Paulo teil. Der durch Pro- jektförderung unterstützte Ausstellungsbeitrag, die Instal- lation “Es lebe die Ente“, schafft einen ironischen Bezug zu Förderungen Kulturamt = € 1.500 Herbert Eichholzer Architekturförderungspreis Living Rooms, Architekturplattform - Jahresförderung Gesamtausgaben in der Kategorie “Architektur“ 28 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 6.600 4.000 23.900 Die Herbert Eichholzer Architekturförderungspreise der Stadt Graz gingen im Jahr 2005 an: 2.200 2.200 736 366 366 366 366 Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Architektur“ mit 23.900 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,06% der städtischen Kulturausgaben. Aus dem Budget des Kulturressort entfällt der größte An- teil dabei mit 41,84% auf ORTLOS architects, gefolgt von den Architekturförderungspreisen mit 27,62%, der Archi- tekturplattform Living Rooms mit 16,74% und der dem Bi- ennalebeitrag für Sao Paolo von Splitterwerk mit 13,81%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 132,04% gestiegen. 23.900 +132,04% Architektur 10.200 10.300 +0,98% 2003 2004 ORTLOS architects, Jahresförderung Splitterwerk, Biennalebeitrag Sao Paolo „Es lebe die Ente“ 2005 10.000 3.300LIKUS 12 12 ANGEWANDTE KUNST, GRAFIK, DESIGN Die neue LIKUS-Kategorie „Angewandte Kunst, Grafik, Design“ soll den funktionalen Sparten, die in den letzten Jahrzehnten im künstlerischen Umfeld eine unterreprä- sentierte Stellung inne hatten, eine besondere Rolle zu- schreiben. Dem Bereich der „Gebrauchskunst“, wie z.B. die Mode, wurden und werden häufig, völlig unbegründet, keine künstlerischen Impulse zugesprochen. Jedoch fin- den sich gerade in den Grenzbereichen zwischen Kunst und Alltag vielfältige innovative Ideen und Konzepte. „De- sign überschreitet tradierte Grenzen: vom Gegenstand zum (digitalen) Raum, vom Objekt zur Musik, vom Arte- fakt zum Lebensgefühl, von der textilen Kreation zur Bil- denden Kunst und noch einiges mehr.“ (aus dem Konzept des jährlichen Festivals „Assembly“) Bildende Kunst-Projekte beinhalten viele Formen der Um- setzung, eine Trennung der einzelnen Unterkategorien wie „Grafik“ müsste quer durch die Projekte erfolgen und kann trotz der LIKUS-Vorgabe nicht getrennt werden. Die Projektansuchen im Bereich „Angewandte Kunst, De- sign“ werden vom Fachbeirat „Bildende Kunst, Foto, De- sign und Architektur“ mitbetreut. Die Beschlüsse der zu- ständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Vorberatungen. Das Internationale Tapisserie-Symposium findet konti- nuierlich seit 22 Jahren statt und stellt die einzige größere Aktivität im Umfeld der Textilkunst in Graz dar. Ziel des Symposiums ist es unter anderem, eine weltweite Vernet- zung in diesem künstlerischen Bereich zu fördern. In einer internationalen Ausstellung werden jährlich Arbeiten von TextilkünstlerInnen aus verschiedenen Kontinenten prä- sentiert, die einen Bogen vom klassischen Gobelin bis zur Installation spannen. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Angewandte Kunst, Grafik, Design“ mit 10.535 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,03% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 47,46% auf Pell-Mell, gefolgt vom Tapisserie-Symposium mit 37,97% und „As- sembly“ mit 14,57%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 23,94% gestiegen. Angewandte Kunst, Grafik, Design 8.500 -25,11% Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Die DesignerInnen-Vereinigung Pell-Mell steht als Teil der Grazer Modeavantgarde für künstlerische Kreativität. In den letzten Jahren war die Vereinigung Organisato- rIn und MitgestalterIn des jährlichen Events „Assembly“, in dem innovative DesignerInnen-Ideen einem interes- sierten Publikum präsentiert werden. 2005 wurde der „Forum’s Fashion Bazaar“ finanziell unterstützt, in dem u.a. die noch unbekannte DesignerInnenszene Ost- und Süd- osteuropas vorgestellt wurde. Förderungen Kulturamt = € 1.500 Internationales Tapisserie-Symposium, Symposium Kunsthalle Gries, „Assembly“ Pell-Mell, Forum‘s Fashion Bazaar Gesamtausgaben in der Kategorie “Angewandte Kunst, Grafik, Design“ 10.535 23,94% 11.350 2003 2004 2005 4.000 1.535 5.000 10.535 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 29LIKUS 13 13 LITERATUR Literatur wird in Form von Büchern zur Handelsware und unterliegt dort den Gesetzen des Buchmarktes. Die Auto- rInnen und ihre Vereinigungen bedürfen aber im Regelfall genauso der öffentlichen Förderung wie Teile des Litera- turbetriebes, zu denen Vermittlungsinstitutionen wie das Literaturhaus gehören. Die Stadt Graz, von der – so eine plastisch-selbstbewuss- te Formulierung – einst SchriftstellerInnen auszogen, die deutschsprachige Literatur zu erobern und die das Image der Stadt maßgeblich positiv geprägt haben, hat mit dem Literaturhaus einen Ort vieler Möglichkeiten geschaffen, u.a. um zeitgenössische lokale wie internationale Lite- ratInnen zu präsentieren, einen direkten Austausch mit dem Publikum und Kommunikation generell zu erleich- tern sowie Forschung und Dokumentation betreiben zu können. Das Literaturhaus wird infrastrukturell und inhalt- lich über das stadtübergreifende Kulturbudget finanziert. Die Jahresförderung für den laufenden Betrieb findet sich im Budget des Kulturressorts. Im Literaturhaus Graz stehen entlang des bestehenden Fördervertrages mit dieser Leitinstitution 60 Tage der Stadt kostenlos als Sachförderung für Kulturinitiativen zur Verfügung. In diesen Bereich fallen auch die 2004 neu geschaffenen zwei Literaturstipendien zu je 10.000 Euro, die 2005 an die LiteratInnen Maga Angelika Reitzer und Sonja Harter ver- liehen wurden. Für den Projektbereich „Literatur“ ist im Jahr 2004 ein Fachbeiratsgremium mit drei ExpertInnen eingerichtet worden. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Im Literaturhaus wird jährlich das Kinder- und Jugend- buchfestival „bookolino“ veranstaltet, das innerhalb von vier Tagen die Öffentlichkeit auf die Vielfalt der Kin- der- und Jugendbuchliteratur aufmerksam macht und einen Überblick über die Produktion der deutschsprachi- gen Kinder- und Jugendbuchverlage gibt. Dem jungen Publikum gemäß werden die Räume des Literaturhauses jeweils adaptiert. Das Begleitprogramm beinhaltet Lesun- gen, Workshops, Musik und Theater. Der Literaturverlag Droschl versucht in seinem Pro- gramm eine optimale Gewichtung zwischen Neuem 30 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 und Etabliertem, zwischen Österreichischem und Inter- nationalem herzustellen. Die deutschsprachigen bzw. österreichischen Titel werden in einen Kontext von Welt- literatur gestellt, der sich aus KlassikerInnen der Moderne und außergewöhnlichen internationalen ZeigenossInnen konstituiert. Durch eine namentlich mit Budgetbeschluss genannte Förderung wird eine breite Palette von Publika- tionen finanziell unterstützt. Die Literaturförderungspreise der Stadt Graz gingen im Jahr 2005 an: Pöttler Markus Steinbuch Gerhild 2.200 2.200 Der Franz-Nabl Literaturpreis der Stadt Graz ging an: Winkler Josef 14.500 Der „manuskripte“ Literaturförderungspreis ging 2005 an: Stift Andrea 2.200 Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Literatur“ mit 1.173.179 Euro. Das entspricht einem Anteil von 2,79% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 86,71% für Jahresför- derung und Infrastruktur auf das Literaturhaus, gefolgt von der Kinder- und Jugendbuchmesse „bookolino“ mit 2,17%, dem über das Kulturamt und die Kulturvermittlung Steiermark erfüllten Auftrag zur Betreuung von LiteratIn- nen mit 2,03% und dem Droschl Literaturverlag mit 1,63%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 5,58% gestiegen. Literatur 1.111.203 +14,26% 1.173.179 +5,58% 972.526 2003 2004 2005LITERATUR Stadtübergreifende Kulturausgaben Literaturhaus Gratistage Literaturhaus (Infrastruktur) Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb Betreuung von LiteratInnen Förderungen Kulturamt = € 1.500 Akademie Graz, Literaturpreis 2005, 3. Preis „manuskripte“ Literaturförderungspreis ausreißer-Grazer Wandzeitung, Projekt Wandzeitung „Ausreißer Droschl Literaturverlag, Jahresförderung Edition Schreibkraft, Jahresförderung Eichberger, Dr. Günter, Roman „So ein Schatten von Etwas“ Franz-Nabl Literaturpreis der Stadt Graz Herbert Weishaupt Verlag, „Herz-Jesu-Viertel“ Jugend-Literatur-Werkstatt, Jahresförderung Kinder- und Jugendbuchmesse „bookolino“ Leykam Buchverlagsges.mb.H. Nfg. & Co. KG (Steir.Verlagsgesellschaft) Lyrikedition Literaturförderungspreise der Stadt Graz Literaturhaus, Jahresförderung Ohrt, Martin, Buchprojekte Pechmann, Mag. Paul, Redaktion der Perspektive-Dokumentation 21.870 453.272 23.800 1.500 2.200 2.000 19.125 6.000 1.500 14.500 1.500 6.375 25.500 3.500 4.400 545.047 2.000 3.170 Reitzer, Maga Angelika, Literaturstipendium Sonderzahl-Verlag, „Das andere Theater - Figuren spielen“ Sonja Harter, Literaturstipendium Zeitschrift Perplex, Jahresförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 Czernin Verlags GmbH., „Das Drehherz“ Drava Verlags- u. Druckges.mb.H., „I speak Gulasch und andere Texte“ Edition das Fröhliche Wohnzimmer, „Glöckchen.Nachtprogramm“ Edition das Fröhliche Wohnzimmer, „Der Brief mit der Aufschrift. Ein Kriminal“ Edition S‘Regnet, „Allegro ma non troppo“ Grazer Autorenversammlung, Vorbereitung Lese-Event Huemer, Christoph, „Landung“ Markart, Mike, literarische Tätigkeit Sperl, Dieter, Manuskript „Schauspielkiller“ Wanko, Martin G., Roman „Der Schmerz der Könige“ Wogrolly-Domej, Maga Drin Monika, Romantrilogie Eiszeit, Fortsetzung Wolf, Dr. Robert, literarische Tätigkeit Zaunschirm, Drin Bea, „Ein Spaltbreit Mensch“ Gesamtausgaben in der Kategorie “Literatur“ 10.000 1.500 10.000 4.320 500 1.000 370 370 1.460 1.000 500 620 1.000 1.000 1.000 1.000 280 1.173.179 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 31LIKUS 14 14 ZEITUNGEN, ZEITSCHRIFTEN Die ab 2005 erstmals speziell ausgewiesene LIKUS-Kate- gorie „Zeitungen, Zeitschriften“ trägt dem Rechnung, dass Graz auch eine Stadt der Literaturzeitschriften, zu den von der seit Jahrzehnten überregional geachteten Zeitschrift „manuskripte“, „Lichtungen“, „Sterz“ und „Perspektive“ bis zu jüngeren Initiativen ist. Nicht nur Literaturzeitschrif- ten, sondern auch weitere fachspezifische Printmedien wie die HDA Dokumente zur Architektur beweisen immer wieder, dass Zeitschriften nicht nur mit der Dokumentati- on und textlichen Begleitung von kulturellen Aktivitäten ihren Beitrag zur Bildung leisten, sondern sich auch als ei- genständige künstlerische Werke etablieren können. Die LIKUS-Kategorie „Zeitungen, Zeitschriften“ wird im Projektbereich vom Fachbeirat Literatur inhaltlich mitbe- treut. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Der Manuskripte – Literaturverein gibt als Interessen- und Aktionsgemeinschaft von KünstlerInnen, Wissen- schafterInnen und Kulturschaffenden die „manuskripte – Zeitschrift für Literatur“ heraus. Ziel ist die Förderung, Veröffentlichung und Verbreitung zeitgenössischer Lite- ratur. Die Zeitschrift erscheint seit 1960, seit 1995 unab- hängig vom Forum Stadtpark und herausgegeben vom Manuskripte – Literaturverein. Viermal pro Jahr werden im Umfang von ca. 145 Seiten Erstveröffentlichungen vor- gestellt. Viele der bekannten österreichischen AutorInnen der Avantgarde gingen aus dieser Zeitschrift hervor. Rubrik „Zeitkritik“ beheimatet, worin WissenschafterInnen (SchriftstellerInnen, PhilosophInnen, SoziologInnen, Na- turwissenschafterInnen u.a.) kritische Essays zu Fragen der Zeit veröffentlichen. Das Haus der Architektur ist eine Institution zur Förde- rung und Vermittlung zeitgenössischer Baukultur an der Schnittstelle zwischen ProduzentInnen und Öffentlich- keit. Die HDA-Dokumente zur Architektur werden über einen mehrjährigen Fördervertrag unterstützt. 2005 wur- de das Heft Nr. 19/20 zum Thema „Ort“ publiziert. Über eine einfache Programmdokumentation des HDA hin- ausgehend, gibt die Publikation Einblick in den Diskurs zum Thema, indem internationale ArchitektInnen und TheoretikerInnen Thesen und Ergebnisse aus Praxis und Forschung vorstellen. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kate- gorie „Zeitungen, Zeitschriften“ mit 83.150 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,20% der städtischen Kultur- ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 39,69% auf die Zeit- schrift Manuskripte, gefolgt von der Zeitschrift HDA-Do- kumente zur Architektur und der Zeitschrift LICHTUNGEN mit je 18,04% und der Zeitschrift Perspektive mit 13,35%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS- Kategorie um 9,64% gesunken. Zeitungen, Zeitschriften 90.428 Die Zeitschrift LICHTUNGEN erscheint seit 1979 in Graz und hat sich in den letzten Jahren mit besonderen Schwerpunkten zu einer in Österreich, Deutschland und auch Süd-Ost-Europa bekannten Literaturzeitschrift ent- wickelt. Die durch einen mehrjährigen Fördervertrag von der Stadt Graz unterstützte Zeitschrift setzt sich zum Ziel, neben arrivierten vor allem noch unbekannte, meist jun- ge AutorInnen literarisch zu fördern und ihnen eine Öf- fentlichkeit zu geben. Ein weiterer Schwerpunkt ist in der Förderungen Kulturamt = € 1.500 Club Bellevue - Verein zur Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur und Gesellschaft, Magazin BOB Haus der Architektur, Zeitschrift Literaturkreis „Lichtungen“, Jahresförderung Manuskripte (Zeitschrift), Jahresförderung 2.000 15.000 15.000 33.000 2003 Perspektive (Zeitschrift), Jahresförderung Sterz (Zeitschrift), Jahresförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 Megaphon - Straßenmagazin und soziale Initiative, Jubiläum Gesamtausgaben in der Kategorie “Zeitungen, Zeitschriften“ 32 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 92.020 +1,76% 2004 83.150 -9,64% 2005 11.100 5.800 1.250 83.150LIKUS 15 15 KULTURINITIATIVEN UND -ZENTREN Die Stadt Graz engagiert sich in diesem Bereich sowohl mit finanziellen Unterstützungen als auch mit Sachför- derungen infrastruktureller Natur, wie beispielsweise mit dem „Dom im Berg“, der im Konnex mit dem Kulturres- sort vor allem von KonzertveranstalterInnen im elektroni- schen Bereich, von MedienkünstlerInnen, aber auch für Tagungen und Symposien genutzt wird. Den Kulturveran- stalterInnen standen 2005 90 Tage im Jahr zur Verfügung, die den Raum kostenlos auf Basis einer vom Gemeinderat beschlossenen Leitkonzeption Richard Kriesches nutzen konnten. Das Kindermuseum „Frida & Fred“ findet sich ebenfalls im stadtübergreifenden Budget und stellt mittlerweile einen Ort des spielerischen Lernens dar, einen Erlebnis- ort, in dem über das Angreifen der Objekte ein Begreifen möglich wird. Das Kindermuseum sieht sich zusätzlich zum Ausstellungsprogramm als Drehscheibe für die ein- zelnen Kinderkultureinrichtungen der Stadt. Die Kulturinitiativen werden gemäß ihrer inhaltlichen Ausrichtung entweder in den jeweiligen Fachbeiratsgre- mien oder bei Mehrspartenausrichtung im Fachbeirat „Spartenübergreifendes“ von fünf ExpertInnen begutach- tet. Letzterem sind auch die Kulturzentren zugeordnet. Die Beschlüsse der zuständigen Organe der Stadt Graz erfolgen auf Basis dieser Beratungen. In dieser Kategorie sind, neben dem Kindermuseum, u.a. auch Jugendzentren bzw. neue Initiativen von und für junge Menschen zu finden, die inhaltlich vom spartenun- abhängigen Fachbeirat „Kinder- und Jugendkultur“, der aus drei ExpertInnen besteht, beurteilt werden. Dieser Fachbeirat berät zudem bezüglich aller kinder- und ju- gendspezifischen Projektansuchen. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Das Forum Stadtpark versteht sich als Haus mit stabilen Produktionsmöglichkeiten und als offener Ort für heimi- sche, junge Kunstschaffende, als Anlaufstelle für innovati- ve Projekte und Info-Point für alle, die sich für Kunst inte- ressieren. Der Club Veilchen im Keller des Hauses legt die Musikschiene sehr breit an und bietet vor allem jungen MusikerInnen und Bands die Möglichkeit, Programme zu gestalten. Die Schwerpunkte sind Präsentation, Produkti- on und Austausch. Unter dem Verständnis des erweiterten Kulturbegriffes fördert das Jugend – Kultur- und Freizeitzentrum Ex- plosiv, das über einen mehrjährigen Fördervertrag ver- fügt, in der Stadt Graz ein überregionales jugendkulturel- les Netzwerk, das über kulturelle, soziale und nationale Grenzen hinweg Kontakte knüpft. Mit den vom Explosiv organisierten Austauschprojekten wird es jungen Grazer Bands ermöglicht, im Ausland aufzutreten, im Gegenzug werden ausländische Bands nach Graz eingeladen. Das Kulturzentrum bei den Minoriten, gefördert vom Kulturressort der Stadt Graz durch einen mehrjährigen Fördervertrag, ist ein Haus der Diözese Graz-Seckau, das der Präsentation zeitgenössischer Kunst gewidmet ist. Dies mit rund 150 Veranstaltungen im Jahr auf dem Ge- biet der Bildenden Kunst, Neuen Musik, Literatur, Theater für junges Publikum, Tanztheater, Zeitanalyse und Religi- on. Das Programm des spartenübergreifenden Hauses ist durch die Auseinandersetzung mit künstlerischen, geisti- gen, religiösen und gesellschaftlichen Transformationen geprägt. Der Verein FreeFutureForces bietet im neuen Zentrum „Spektral“ im Jahr 2005 kreativen, sozialen und kulturellen Austausch und eine offene Infrastruktur für InteressentIn- nen. Neben diversen Veranstaltungen wie Workshops und Diskussionen soll das neue „alternative Zentrum“ künstle- rische Werkstatt und Multimedia-Produktionsstätte sein. Für die Grazer Jugendkultur ist sowohl das spartenüber- greifende Haus „Spektral“ als auch das Projekt „Raumwerk“ als kreative Plattform im Bereich Bildende Kunst im Keller- gewölbe des Hauses eine neue Anlaufstelle. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Kulturinitiativen, Zentren“ mit 1.835.689 Euro. Das entspricht einem Anteil von 4,36% der städtischen Kultur- ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 93% auf das Kinder- museum, gefolgt vom Forum Stadtpark mit 8,72%, dem Dom im Berg mit 5,05% und dem ppc project pop culture mit 4,25%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 9,52% gesunken, was vor allem auf eine Re- duktion der Zuwendung für das Kindermuseum zurück- zuführen ist. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 33KULTURINITIATIVEN UND -ZENTREN Kulturinitiativen und -zentren 2.028.783 +12,79% 1.835.689 -9,52% 1.798.726 2003 Stadtübergreifende Kulturausgaben Kindermuseum 2005 2004 1.230.044 Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb 92.650 Dom im Berg, Positionierungsprogramm Förderungen Kulturamt = € 1.500 10.000 Caritas Auschlössl, Jahresförderung 160.000 Forum Stadtpark, Jahresförderung 4.000 FreeFutureForces, Jahresförderung 5.000 IG Kultur Steiermark, Jahresförderung 32.700 Intro-Graz-Spection, Jahresförderung 5.000 Jüdisches Kulturzentrum Graz Jahresförderung 42.500 Jüdisches Leben, Projektförderung „MINHAG Styria“ 47.200 Jugendzentrum Explosiv, Jahresförderung 10.000 KiG! Kultur in Graz, Jahresförderung 73.600 Kulturzentrum Minoriten, Jahresförderung Kulturzentrum Murvorstadt, Jahresförderung Kulturzentrum Strassgang, Jahresförderung ppc project pop culture, Jahresförderung Steirische Kulturinitiative, Jahresförderung Verein die Brücke, Jahresförderung Verein JUKUS - Verein zur Förderung von Jugend, Kultur und Sport, Jahresförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 Kulturverein Graz-Ragnitz, Jahresförderung Kulturzentrum Geidorf, Jahresförderung Miriam Goldberg - Verein zur Förderung von Körperarbeit und Bewegung, Jahresförderung Straßganger Kultur- u. Kunstverein, Jahresförderung Gesamtausgaben in der Kategorie “Kulturinitiativen und -zentren“ 34 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 7.395 8.900 78.100 20.100 4.500 1.500 500 500 1.000 500 1.835.689LIKUS 16 16 AUS- UND WEITERBILDUNG Die landesgesetzliche Beteiligung der Stadt am Johann- Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark kom- pensiert die Aufgabenbereiche einer eigenen, von der Stadt getragenen Musikschule. Der Beitrag zu Personal- kosten und Infrastruktur des Konservatoriums lässt wenig Spielraum für die Förderung des privaten Musikschulbe- reiches. Grundsätzlich kann von der Musikausbildung in Graz ge- sagt werden, dass sie fein abgestuft ist und qualitätsvolle Aus- und Weiterbildung auf jedem Niveau anbietet: auf Hochschulebene durch die Universität für Musik und dar- stellende Kunst (KUG), auf Ebene des Konservatoriums die Ausbildung zum/zur Instrumental/GesangspädagogIn (IGP) bis zur elementaren allgemeinen Musikausbildung für Kinder und Jugendliche, die eben durch den städti- schen Beitrag ermöglicht wird. Dieses finanzielle Engage- ment entspricht der gesellschaftlichen Notwendigkeit für musikalische Ausbildung, aber auch einem Persönlichkeit bildenden Gegenpol zur medialisierten Freizeitgesell- schaft. Workshopsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Steiri- schen Sängerbund um Modelle für die Chorszene erwei- tert, um neue Impulse für die sing- und chorbegeisterten GrazerInnen im volkskulturellen Bereich zu setzen. Die von der Stadt Graz im Jahr 2005 ausgewählt geförder- ten universitären Projekten sind: „Schubertwettbewerb“ und „Mozart für OststudentInnen – Die Gärtnerin der Lie- be“, Universität für Musik und Darstellende Kunst. Die Begabtenstipendien für Studierende der Universi- tät für Musik und Darstellende Kunst gingen 2005 an: Dimov Katarina Miklos Reka Nikolic Kristina Omelchenko Marina Manjkas Ivan 600 600 600 600 500 Die Begabtenstipendien für AbsolventInnen des Jo- hann-Josef-Fux-Landeskonservatoriums gingen 2005 an: Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Das Johann-Joseph-Fux-Konservatorium betreut im Konservatorium selbst und in den sieben Außenstellen mehr als 800 SchülerInnen im Jahr. Seine Bildungsaufga- ben bestehen darin, das Interesse insbesondere der Ju- gend an der Ausübung und Tradierung der Musik und art- verwandter Kunstrichtungen zu wecken, das individuelle Verständnis und Erleben der Musik und artverwandter Kunstrichtungen zu fördern, künstlerischen, künstlerisch- wissenschaftlichen und künstlerisch-pädagogischen Nachwuchs heranzubilden, weiterzubilden und zu för- dern, seinen SchülerInnen und Studierenden Unterwei- sungen zu erteilen, die sie zur Ausübung künstlerischer, künstlerisch-wissenschaftlicher bzw. künstlerisch-päda- gogischer Tätigkeiten bis zur höchsten Qualifikation be- fähigen. Der Verein Musikalisches Ausbildungszentrum MAZ Graz hat sich zum Ziel gesetzt, das Musikschulangebot in Graz zu erweitern, da das Angebot auf den Sektoren Blas- und Schlaginstrumente am Johann-Josef-Fux-Kon- servatorium begrenzt ist. Es gibt spezielle Angebote für alle interessierten MusikschülerInnen, z.B. durch Kinder- ensembles, die verstärkt mit lokalen Musikvereinen ko- operieren. 2005 wurde das für BläserInnen entwickelte Brandner Dominik Lassnig Karin Plankensteiner Arnold Oberleitner Markus 250 250 250 250 Das Dr. Karl Böhm-Stipendium ging 2005 an: Sipos Cecilia, Maga art 2.200 Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kate- gorie „Aus- und Weiterbildung“ mit 1.020.316 Euro. Das entspricht einem Anteil von 2,42% der städtischen Kultur- ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 86,59% auf das Johann- Joseph-Fux-Konservatorium, gefolgt vom Schubertwett- bewerb der Universität für Musik und darstellende Kunst mit 3,68% und der aus dem stadtübergreifenden Budget finanzierten Infrastrukturförderung für Musikschulklassen des Johann-Joseph-Fux Konservatoriums mit 2,83%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 5,03% gestiegen. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 35AUS- UND WEITERBILDUNG Aus- und Weiterbildung 966.375 971.453 +0,53% 2003 2004 Stadtübergreifende Kulturausgaben Ausbildung in Musik und Darstellende Kunst (Infrastruktur für Musikschulklassen) Förderungen Kulturamt = € 1.500 Begabtenstipendium für Studierende der Universität für Musik und Darstellende Kunst Dr. Karl Böhm-Stipendium Friedl, Magin Inge, „Erlebnisorte und Wahrnehmungsinseln“ Johann-Joseph-Fux-Konservatorium Jahresförderung Universität für Musik und Darstellende Kunst, Schubertwettbewerb Universität für Musik und Darstellende Kunst, Musiktheater, Oststipendien 1.020.316 +5,03% 2005 28.886 2.900 2.200 1.500 883.530 37.500 23.300 Universität für Musik und Darstellende Kunst, Mozart für OststudentInnen, 17.000 Die Gärtnerin der Liebe 2.500 Musikschule Musyl und Joseppa, Jahresprogramm 20.000 Verein Musikalisches Ausbildungszentrum MAZ Graz, Jahresförderung Förderungen Kulturamt < € 1.500 1.000 Begabtenstipendium f. AbsolventInnen des J.J. Fux-Landeskonservatoriums Gesamtausgaben in der Kategorie “Aus- und Weiterbildung“ 36 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 1.020.316LIKUS 17 17 ERWACHSENENBILDUNG Lebenslanges Lernen setzt auf die Informationskompe- tenz des Einzelnen. Wissen und Fähigkeiten der Berufs- ausbildung genügen in der heutigen Informationsge- sellschaft nicht mehr. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung Deutschlands schreibt: „Lebenslanges Ler- nen hilft, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stär- ken und Ausgrenzung soweit wie möglich zu vermeiden. Im Rahmen einer Gesamtstrategie soll das Ziel verfolgt werden, die Bildungsteilhabe zu erhöhen, allen Men- schen mehr Chancen zur persönlichen, ihren Begabun- gen entsprechenden gesellschaftlichen und beruflichen Entwicklung zu ermöglichen und den Standort Europa mitzugestalten.“ Federführend in der Erwachsenenbildung sind Einrich- tungen wie Berufsförderungsinstitut, BIT, Urania, Volks- hochschule und Wirtschaftsförderungsinstitut. Diese haben einen Wandel von Vermittlungsstätten von Allge- meinbildung, kultureller, politischer und gesundheitlicher Fort- und Weiterbildung ohne Zugangsschwelle zu einem modernen Kommunikations- und Bildungszentren durch- laufen. Aus dem stadtübergreifenden Budget werden sowohl die Volkshochschule als auch die Urania unterstützt. HörerInnen aus den beiden Bereichen „Gesellschaft und Kultur“ sowie „Kreativität und Freizeit“ entsprechen dem langjährigen Durchschnitt von etwa 20 Prozent aller Hö- rerInnen der Volkshochschule in Graz. Die 1987 von Emil Breisach gegründete Akademie Graz wird zum größten Teil vom Land Steiermark getragen. Sie führt als Verein zur Pflege von Kultur und Wissenschaft u.a. Symposien, Vortrags- und Diskussionsreihen mit jeweils aktueller gesellschaftspolitischer, wissenschaftlicher, kul- turpolitischer und wirtschaftlicher Thematik sowie Wett- Stadtübergreifende Kulturausgaben Urania Urban II - Bildungspass Urban II - Bildungspass (a.o.Geb.) Urban II - Qualifizierungsoffensive Urban II - Qualifizierungsoffensive (a.o.Geb.) Volkshochschule, Infrastruktur bewerbe, Konzerte, Ausstellungen und Workshops mit nationaler und internationaler Beteiligung durch. Das Jahresprogramm wird durch einen mehrjährigen Förder- vertrag unterstützt. Weitere Finanzierung von Erwachsenenbildungsprogram- men erfolgt im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes URBAN II. Im Jahr 2005 waren dies die Projekte „Bildungs- pass“ und „Qualifizierungsoffensive“. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Kategorie „Erwachsenenbildung“ mit 481.404 Euro. Das entspricht einem Anteil von 1,14% der städtischen Kulturausgaben. Die größten Anteile entfallen dabei mit 27,86% auf die Urania sowie mit 27,84% auf die Volkshochschule, gefolgt vom Projekt „Qualifizierungsoffensive“ von URBAN II mit 22,37% und der Akademie Graz mit 11,51%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 18,63% gestiegen, was vor allem auf die neu- en Projekte von URBAN II zurückzuführen ist. Erwachsenenbildung 405.812 +14,12% 481.404 +18,63% 355.594 2003 2004 2005 134.100 237 49.786 159 107.692 134.030 Förderungen Kulturamt = € 1.500 55.400 Akademie Graz, Jahresförderung Gesamtausgaben in der Kategorie 481.404 “Erwachsenenbildung“ KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 37LIKUS 18 18 INTERNATIONALER KULTURAUSTAUSCH Der internationale Kulturaustausch ist eine klassische Auf- gabe des Bundes, der mit einem großen Netzwerk von Österreichinstituten (früher Kulturinstitute) sowie mit bi- lateralen und multilateralen Kulturabkommen agiert. Die größeren österreichischen Städte wenden für internatio- nalen Kulturaustausch anteilsmäßig nur ein Fünftel des Budgets des Bundes auf, haben aber den Vorteil, wesent- lich kurzfristiger, flexibler und kunstbezogener agieren zu können. Wesentlicher Schwerpunkt der Förderung der Stadt Graz ist das 1989 der Kulturvermittlung Steiermark zugeordne- te „Cultural City Network Graz (CCN)“ sowie das „Internati- onale Haus der AutorInnen Graz“, zu deren Tätigkeitsbe- reich auch die Betreuung der/des Grazer StadtschreiberIn - 2005 waren dies Frau Kenka Lekovic sowie ab Septem- ber Frau Marusa Krese - und des „Stadt der Zuflucht“- Sti- pendiates - Herr Maxwell Sibanda - sowie Kurzstipendi- atInnen in den Bereichen Bildende Kunst und Literatur zählen. Neben der umfangreichen Beratungs- und Infor- mationstätigkeit der Kulturvermittlung Steiermark war es 2005 möglich, im Rahmen des Projektes KULTRENT (Ver- leih von Ausstellungsmaterialien: Rahmen, Stellwände, etc.) 68 Ausstellungsprojekte zu unterstützen. Im gleichen Zeitraum wurden 20 Wanderausstellungen im In- und Ausland realisiert sowie 43 Einzelprojekte (Ausstellungen, Lesungen, etc.) durchgeführt. Insgesamt wurden elf Pu- blikationen gestaltet und herausgegeben. Die Projekte bezüglich „Internationaler Kulturaustausch“ werden hauptsächlich vom Fachbeirat „Spartenübergrei- fendes“ begutachtet. Ausnahmen bilden explizit sparten- bezogene Projekte, welche vom jeweiligen Spartenfach- beirat beurteilt werden. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: 2005 war das Jahr des Gedenkens an 60 Jahre Kriegsen- de und Gründung Zweite Republik sowie 50 Jahre Abzug der Alliierten Truppen, zentrale Themen der durch einen Fördervertrag unterstützten Kulturvermittlung Stei- ermark. In Zusammenarbeit mit dem Imperial War Mu- seum London, dem Steiermärkischen Landesarchiv und dem Bild- und Tonarchiv des Landesmuseums wurde das Projekt BRITISH CORNERS, Installationen zum Thema der Besatzungszeit (mit einer entsprechenden Landkarte), im Stadtgebiet von Graz präsentiert. SchülerInnen aus St. Petersburg, Montclair, Edinbourgh, Versailles und Graz präsentierten mit ALLIED SCHOOLS ein gemeinsames Projekt. Weitere Tätigkeiten waren u.a. die Erarbeitung der 38 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Webpräsentation der „Sammlung Kees“ als Teil des Kultur- servers des Kulturamtes – der inzwischen verstorbene Fo- tokünstler Professor Erich Kees widmete seine Sammlung der Stadt –, die Neuzusammenstellung der Wanderaus- stellung junger Grazer FotografInnen unter dem Thema „Kontrapunkte“ in Pecs (H) und Porec (HR) sowie Projekte mit Kulturschaffenden aus Varazdin, Maribor, London, Zü- rich, Zagreb, Detva, Belgrad, Triest und Sarajevo. Das Afrikazentrum Chiala’ Afriqas, übersetzt „Königreich Afrikas“, ist ein von AfrikanerInnen für AfrikanerInnen ge- gründeter Verein, der als Plattform, Treffpunkt und Begeg- nungsstätte dient. Afrikanische Kultur wird gepflegt und eine Brücke zwischen AfrikanerInnen und GrazerInnen geschaffen. Das jährliche „Chiala’a Afriqas Festival“ ist eine Woche der Künste, Kulturen und Identitäten afrikanischer Völker. Seitens des Kulturressorts wurde ein Schwerpunkt be- züglich Literatur und Film finanziell unterstützt, um die Bekanntheit der in Österreich kaum verbreiteten künstle- rischen Ausdrucksformen in diesem Bereich zu fördern. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Internationaler Kulturaustausch“ mit 315.335 Euro. Das entspricht einem Anteil von 0,75% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 87,36% auf die Kul- turvermittlung Steiermark, gefolgt vom Europarat-Projekt Villes Refuges mit 3,53%, verschiedenen Kulturaustausch- projekten von mit 3,17% und dem Steirischen Schachbund mit 2,43%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie fast unverändert, sie sind um nur 0,06% gestie- gen. Internationaler Kulturaustausch 314.026 315.160 315.335 +0,36% +0,06% 2003 2004 2005 INTERNATIONALER KULTURAUSTAUSCH Förderungen Kulturamt = € 1.500 < rotor > association for contemporary art, Versch. Kulturaustauschprojekte Schwerpunkt Süd-Osteuropa Afrikazentrum Chiala‘ Afriqas, Jahresförderung Afro-Asiatisches Institut, Jahresförderung Europarat Projekt Villes Refuges, Kulturvermittlung, Jahresförderung Grazer Schubertbund, Chorkonzert mit Chor Semetana, Tschechien Gruppe 77, 77 05 Zagreb - Graz Hartwig, Gerald, Festival de Mayo in Mexico Hofmann, Gert Maria, „Kunst u. Kultur aus Österreich“/Zagreb ISOP - Innovative Sozialprojekte GmbH, Projekt „Nahe Fremde - Fremde Nähe“ Kulturvermittlung Steiermark, Jahresförderung Kunstverein W.A.S. (Women‘s Art Support), Talking the Fish, Projekt mit Triest lebidris architektur, „Arte Austriaco en Mexico“ Österr. Dachverband f. Deutsch als Fremdsprache, IDT-Tagung 2005 Sezession Graz Kooperation Darmstädter Sezession Stadtschreiberinnen Steirischer Schachbund, Jahresförderung 10.000 3.000 6.500 11.135 1.500 1.500 1.500 1.500 3.000 247.100 3.000 1.800 2.200 1.500 4.400 7.650 Förderungen Kulturamt < € 1.500 CCC-Intenational Children‘s Communication Corner, 1. Teil für Projekte 2005/2006 Ciglar, Miha, NIME 2005 Konferenz, Vancouver Iranisch-Österreichische Kulturinitiative, Jahresförderung Kunst abseits vom Netz, Ausstellung „Mots D‘ordre Mots de Passé“ Kurdisch-Österr. Kulturverein, „Newroz“ L & P Veranstaltungsagentur, 5. Woche der italienischen Sprache in der Welt Lateinamerika-Institut, Jahresförderung Longo, Maga Valentina, Gastkonzert Pécs Miklin, Univ.-Prof. Dr. Karlheinz, Konzerttournee April 2005 Resch, Alfred, Kunstprojekt in Ptuj Verein „Östereichisch-Slowenische Freundschaft“, Jahresförderung Verein „Rinia“, Jugendkulturfest d. albanischen SchülerInnen Verein für Palästina, Jahresförderung Verein z. Förderung bildnerischer u. audiovisueller Künste, „Philadelphia 2005“ Gesamtausgaben in der Kategorie “Internationaler Kulturaustausch “ 1.075 225 500 700 300 500 500 1.000 1.000 300 500 450 300 700 315.335 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 39LIKUS 19 19 GROSSVERANSTALTUNGEN Die Stadt Graz ist ein besonders fruchtbarer Boden für Festivals aller Art. Graz ist eine Festivalstadt, die mit sehr zeitgenössisch orientierten, international ausstrahlenden Aktivitäten ihre frühere geopolitische Randlage längst überwunden hat und verstärkt versucht, ihre heutige zen- trale Lage inmitten eines sich verändernden Süd-, Süd- ost- und Osteuropas zu nutzen. Gerade im Zuge der sich ständig erweiternden Europäischen Union kann sich die Stadt Graz als kulturelle Vermittlerin zwischen den noch virulenten Kategorien „Ost“ und „West“ positionieren. Die überregional wahrgenommenen und geschätzten Grazer Festivals zeichnen sich durch einen programma- tischen Anspruch, Modernität und auch Professionalität in der Durchführung aus. Dazu zählen u.a. der Steirische Herbst, die Styriarte, das Internationale Straßen- und Pup- pentheater „La Strada“, das Festival des Österreichischen Films „Diagonale“ und das biennale Festival für Film und Architektur „Artimage“. Die Projekte bezüglich „Großveranstaltungen“ werden hauptsächlich vom Fachbeirat „Spartenübergreifendes“ begutachtet. Ausnahmen bilden explizit spartenbezo- gene Projekte, welche vom jeweiligen Spartenfachbeirat beurteilt werden. Für das Jahr 2005 sind exemplarisch genannt: Die Diagonale – Forum österreichischer Film realisier- te auch 2005 das seit 1997 erfolgreiche Festivalkonzept, eine Werkschau des österreichischen Films vom Spielfilm, Dokumentarfilm bis zum Experimentalfilm mit Auswahl- programm und Rahmenprogrammen zu präsentieren. Intensiviert wurde die Kooperation mit internationalen Filmfestivals, Medien und Filmfans. Zur im Budgetbe- schluss genannten namentlichen Förderung wurde wei- ters der Preis für „innovatives Kino“ aus dem Kulturbudget finanziert. La Strada versteht sich seit 1998 als ein lebendiges und zeitgemäßes Festival. Mit einem hochwertigen Programm innovativer Produktionen der internationalen Straßen- kunst- und Figurentheaterszene strebt das Festival eine klare Positionierung als Kulturfestival an und möchte da- bei auch Chancen für die junge Kulturszene in Graz und in 40 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 der Steiermark eröffnen. Innerhalb der letzten Jahre konn- te das Festival sich international positionieren. Die Arge La Strada wird durch einen mehrjährigen Fördervertrag unterstützt. Die Steirische Kulturveranstaltungen GmbH wird für die Veranstaltungen styriarte, Psalm und Recreation vom Kulturressort durch eine im Budget genannte namentli- che Subvention gefördert. Die styriarte setzt ihr im Jahr 2003 begonnenes Großprojekt „Oper mit Nikolaus Har- noncourt“ in der Helmut-List-Halle fort, wobei das Pro- gramm 2005 der Sinnlichkeit gewidmet wurde, vermittelt u.a. von Bizets „Carmen“ und durch Joseph Haydns tragi- komische Oper „Orlando paladino“. Das seit 2002 formier- te Orchester recreation hat sich mit der großen Montags-, der Mittwochs- und der Classique-Reihe als moderner und überregionaler Player und somit als Kulturexport für Graz etabliert. Psalm, Festgesänge dreier Weltreligionen: Schließlich stand 2005 ganz im Zeichen des Frühlingser- wachens, der Auferstehung. Der Steirische Herbst, von der Stadt Graz durch eine namentliche Förderung unterstützt, setzte sich 2005 im letzten Festival unter der Intendanz von Peter Oswald mit dem Thema „Stadt“ auseinander, u.a. in den Projek- ten „Stadtoper“ von Peter Ablinger, in der Performance- Reihe „Bodies – Cities – Subjects“, in der internationalen Großausstellung „M-Stadt“, eine Koproduktion mit dem Kunsthaus Graz, im Musikprotokoll 2005 und in zahlrei- chen Beiträgen von Grazer und steirischen Kultur- und Kunstinitiativen. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Großveranstaltungen“ mit 3.177.347 Euro. Das ent- spricht einem Anteil von 7,54% der städtischen Kulturaus- gaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 23,69% auf den Steiri- schen Herbst, gefolgt von der Steirische Kulturveranstal- tungen GmbH mit 22,03% und der Diagonale – Festival des österreichischen Films mit 6,77%. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 60,57% gesunken, was auf die Sonderdotie- rung Kulturhauptstadtjahr 2003 zurückzuführen ist.GROSSVERANSTALTUNGEN Großveranstaltungen 8.138.031 8.057.797 -0,99% 3.177.347 -60,57% 2003 2004 Stadtübergreifende Kulturausgaben Berg/Abenteuer (Graz Tourismus) Bergfilmfestival (Tourismusabteilung) Diagonale (Graz Tourismus) Garz erzählt (Tourismusabteilung) Graz erzählt (Graz Tourismus) Jazz-Sommer (Tourismusabteilung) La Strada (Graz Tourismus) La Strada (Tourismusabteilung) Landesausstellung 2000 PSALM (Graz Tourismus) Serenata (Graz Tourismus) Serenata (Tourismusabteilung) SH-Kulturveranstaltungs-GmbH steirischer herbst (Graz Tourismus) Tanzsommer (Graz Tourismus) Tanzsommer Graz (Tourismusabteilung) Urban II - Third Places (a.o.Geb.) Urban II - Veranstaltungshalle Förderungen Kulturamt = € 1.500 Artimage - Medien- und Architektur Biennale, Jahresförderung & Preis Diagonale, Festival des österr. Films, Projektförderung & Preis für innovatives Kino 2005 Intern.Berg- und Abenteuer-Filmfestival, Jahresförderung La Strada, Intern.Straßen- u. Puppentheaterfestival 2005 30.000 25.000 65.000 50.000 50.000 200.000 75.000 112.000 42.587 50.000 85.000 100.000 20.000 40.000 150.000 100.000 37.648 3.717 38.300 215.000 19.890 72.100 Märchenfestival, Edition Neues Märchen, Jahresförderung Spleen Graz, Internationales Kinder- und Jugendtheaterfestival Steirische Kulturveranstaltungen GmbH, Styriarte, Psalm, Recreation steirischer herbst, Jahresförderung Verein Kulturinitiative Schloßberg, elevate-Festival 2005 Wagner Forum Graz, Jahresförderung Gesamtausgaben in der Kategorie “Großveranstaltungen“ 36.300 20.000 700.000 752.570 6.000 81.235 3.177.347 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 41LIKUS 20 20 KULTURVERWALTUNG Mission des Kulturamtes Das Kulturamt der Landeshauptstadt Graz versteht sich als Teil eines Netzwerkes zwischen den Kunstschaffenden und Kulturinitiativen der Stadt sowie den politischen Entschei- dungsträgerInnen. Dieses Netzwerk dient vor allem dazu, die kulturelle Vielfalt in Graz den GrazerInnen nahe zu brin- gen und die Zugänge auch zu neuen Formen der künstle- rischen Umsetzung und des Diskurses zu öffnen. Es geht aber auch um soziale Verträglichkeit in der Preisgestaltung für alle Formen der künstlerischen Präsentation. Vision des Kulturamtes Kunst und Kultur sind unverzichtbare Bedürfnisse, die das Wesen einer Gesellschaft prägen und daher auch als Leis- tungen Werte darstellen. Sie sind „harte Standortfaktoren“ UND Lebensqualitätsindikatoren für Graz als Kulturstadt. Dabei geht es auch um Bündelungs- und Vernetzungsstra- tegien. Als gesellschaftliche Aufgabe sind Kunst, Kultur und Wis- senschaft unverzichtbar für die Stadt Graz, kosten etwas, müssen aber für alle leistbar und zugänglich sein. Dies be- trifft wiederum den Zugang selbst wie auch die Vermitt- lung. Das Kulturamt mit allen seinen Referaten versteht sich als umfassende Plattform und Netzwerk für alle Kulturpro- duzentInnen und -konsumentInnen. Die Stadtbibliotheken sind echte Bildungs-, Informations- und Kulturzentren so- wie sozial integrative Kommunikationsstätten. Das Stadtar- chiv als historisches Archiv der Stadt Graz ermöglicht die Kontinuität der Verwaltung, erfüllt verstärkt wissenschaftli- che Aufgaben sowie eine beispielhafte Servicefunktion. Die auch für das Grazer Kulturressort bewährte, auf einer internationalen Entwicklung basierende Vorprüfung durch Fachbeiratsgremien und Jurys im Subventionsbereich soll - den jeweiligen Vorgaben des Gemeinderats entsprechend - im Zusammenwirken mit der fachlichen Begleitung des Kulturamtes beibehalten werden. Damit soll gewährleistet werden, dass den politischen Organen der Stadt Graz die Entscheidungsgrundlagen in der Kulturförderungsvergabe zur Realisierung von Kulturprojekten, welche die kulturelle Vielfalt sichern, geliefert werden. In weiterer Folge soll die Transparenz der Mittelvergabe durch jährliche Kulturbe- richte verankert bleiben. 42 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 In Zeiten knapper Budgets ist Erfindungsgeist gefragt; da- her bemühen sich die MitarbeiterInnen des Amtes mehr und mehr, zu den finanziellen Förderungen Sachleistungen anzubieten und damit ihr Serviceangebot auszubauen. Das Kulturamt selbst organisiert, wenn auch nur sehr be- grenzt, Veranstaltungen. So sehen die Stadtbibliotheken gerade in ihren dezentralen Veranstaltungen ein unver- zichtbares Serviceangebot für Kulturinteressierte. Zentral- stes Serviceangebot des Kulturamtes ist der Kulturserver, der unter: www.kultur.graz.at als eine der wichtigsten On- line-Informationsplattformen für das kulturelle Leben der Stadt gilt und sich sowohl quantitativ als auch qualitativ über regen Zuspruch erfreut. 2005 wurde der Kulturserver sowohl inhaltlich als auch optisch relaunched, um den vielfältigen und sich ständig verändernden Anforderungen der BenutzerInnen gerecht zu werden. Die immer komplexeren und detaillierteren In- formationen wurden dabei in ein logisches und einfach zu handhabendes Umfeld gebündelt. Neben zahlreichen zusätzlichen Serviceangeboten wie Ausschreibungsservice und Veranstaltungsleitfaden, glie- dert sich der Kulturserver in drei Informationssäulen: • Kulturamt: In der Darstellung der Angebote und Dienst- leistungen des Kulturamtes finden sich folgende weiterver- zweigte Informationskategorien: Aktuelles, Politische Orga- ne, Selbstverständnis, MitarbeiterInnen, Kulturentwicklung, Förderungen, Sachförderungen, Preise, Stipendien, Veran- staltungen, Publikationen, Einrichtungen, Kooperationen und Projekte. • Kultur A-Z: Die KünstlerInnendatenbank und Übersicht der Einrichtungen/Institutionen im Kulturbereich wird ständig erweitert. • Kulturkalender: Der ständig aktualisierte Kulturkalender bietet eine Übersicht und detaillierte Informationen über die kulturellen Veranstaltungen in Graz. Neben der Auswahl nach Tages-, Wochen- oder Monatsübersicht und der spar- tenbezogenen Suche gibt es tägliche Hinweise auf aktuelle Eröffnungen und Premieren. Als zusätzliches Serviceange-KULTURVERWALTUNG bot werden Kultur-News aus verschiedenen anderen Infor- mationsmedien übersichtlich und tagesaktuell präsentiert. Im Jahr 2005 finanzierte die Stadt Graz die LIKUS-Katego- rie „Kulturverwaltung“ mit 1.371.763 Euro. Das entspricht einem Anteil von 3,26% der städtischen Kulturausgaben, das ist beispielsweise im Vergleich zu einem deutschland- weiten Durchschnitt von 6% in etwa nur die Hälfte. Im Vergleich zu 2004 sind die Ausgaben dieser LIKUS-Ka- tegorie um 19,83% gesunken. Kulturverwaltung 1.664.884 1.711.011 +2,77% 1.371.763 -19,83% 2003 2004 2005 Stadtübergreifende Kulturausgaben 950.288 Kulturamt Kulturamt Ausgaben für den laufenden Betrieb 421.475 Kulturamt Gesamtausgaben in der Kategorie “Kulturverwaltung“ 1.371.763 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 43KULTURENTWICKLUNG 2005 Das Kulturhauptstadtjahr 2003 in Graz war auch von Dis- Fachbeiratssystem: kussionen zur Nachhaltigkeit dieses international vielbe- Als Ergebnis des Kulturentwicklungsprozesses und in wei- achteten, europäischen Kulturprojektjahres geprägt. Im terer Folge der Kulturdialoge setzte sich der Grazer Kultur- Zuge des vom damaligen Stadtrat Dr. Christian Buchmann beirat unter Einbeziehung externer ExpertInnen mit der in Gang gesetzten und von Stadtrat Werner Miedl ab Ende Besetzung von insgesamt neun Fachbeiräten auseinander. 2005 fortgesetzten Kulturentwicklungsprozesses wurde der Durch das Fachbeiratssystem ist die Kulturförderung der Grazer Kulturdialog, eine für alle KünstlerInnen und Kunst- Stadt Graz noch transparenter geworden. und Kulturinteressierte offenstehende Veranstaltung 2003 ins Leben gerufen. Neben dem gegenseitigen Informationsaustausch dient der Kulturdialog vor allem der öffentlichen Diskussion zu verschiedenen Themen. Letztlich sollen Anregungen und Vorschläge aus der kulturellen Szene aufgegriffen und praktisch umgesetzt werden. Erste Ergebnisse dieses Kommunikationsprozesses waren die Installierung eines beratenden Kulturbeirates und eines spartenbezogenen Fachbeiratssystems, aus externen ExpertInnen bestehend, sowie ein jährlich erscheinender Kunst- und Kulturbericht, welcher nachvollziehbar und transparent das komplex ver- wobene System städtischer Kulturfinanzierung darlegt. Die Mitglieder des Kulturbeirates 2005 sind: Christine Conrad-Eybesfeld, Kulturmanagement Dir. Matthias Fontheim, Schauspielhaus Christine Frisinghelli, Camera Austria Ursula Gigler-Gausterer, Bühnenwerkstatt Maga Eva-Maria Stadler, Grazer Kunstverein Gernot Hauswirth, MAZ Int. Mathis Huber, styriarte Dr. Peter Oswald, Steirischer Herbst Maga Luise Kloos, Verein next Margarethe Makovec, associaton for contemporary art Prof.Dr. Gerhard Melzer, Literaturhaus Int. Peter Pakesch, Joanneum/ Kunsthaus MMag.Dr. Johannes Rauchenberger, Minoriten Arch.DIin Andrea Redi, ortlos, Sprecherin des Kulturbeirates DI Winfried Ritsch, mur.at Mag. Kiawasch Saheb Nassagh, Komponist Arch.DI Harald Saiko, Architekt Michael Schilhan, next liberty Milo Tesselaar, ehem. Access all areas Brigitta Thelen, Produzentin Christine Urban, Publikumsvertreterin Drin Monika Wogrolli-Domej, Autorin Mag.Dr. Michael Wrentschur, InterAct 44 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 Die Besetzung der Fachbeiräte erfolgte nach dem Prinzip der Ausgewogenheit der Geschlechter und der Genera- tionen. Mindestens ein Fachbeiratsmitglied sollte, so die Vorgabe, von auswärts kommen, eines aus der Liste von BewerberInnen – es hatte auch Insertionen in Tageszeitun- gen gegeben – und mindestens eines einen ausgewiese- nen Bezug zu Graz haben. „Persönliche“ Betroffenheit mit der Tätigkeit in den einzelnen Sparten – also die Möglich- keit, selbst Subventionen über den jeweiligen Fachbeirat zugesprochen zu erhalten – war und ist ein Ausschlie- ßungsgrund. Die Funktion des Fachbeirates ist eine ehrenamtliche und dauert in der 1. Phase drei Jahre, wobei mindestens ein Drittel der Mitglieder danach rotieren muss. Es besteht die Möglichkeit, zwei Mal wieder gewählt zu werden. Wie die FachbeirätInnen in ihrer Bewertung vorgehen können, ist in einer entsprechenden Geschäftsordnung geregelt. Die ExpertInnen geben Bewertungen in den Bereichen Produktion, Reproduktion/Interpretation, aber auch im Vermittlungs- und Distributionsbereich hinsicht- lich Qualität, Innovation etc. ab. Im Prinzip basiert die Be- wertung auf einem Punktesystem, das Zielprioritäten und Gewichtungen, die der Fachbeirat zuvor festgelegt hat, berücksichtigt. Die FachbeirätInnen 2005 sind: Bildende Kunst, Design, Architektur: Drin Andrea Domesle, Kunsthistorikerin, freie Kuratorin, NÖ; Sandro Droschl, Leiter des Kunstvereins Medien- turm Graz; Mag. Roland Gruber, Architekt, Konzeption, Durchführung, Moderation, Wien; Maga Katia Schurl, ku- ratorische Assistenz, Kunsthaus Graz; Mag. Klaus Schuster, Künstler, Wien Ernste und Neue Musik: Johannes Frankfurter, Kulturjournalist, Coach, Graz; Drin Elena Ostleitner, Musikerin, Soziologin, Univ.Profin InstitutKULTURENTWICKLUNG 2005 f. Musiksoziologien, Wien; Maga Constanze Wimmer, Univ. Assin Musikuniversität Wien Kinder- und Jugendkultur: Regina Novak, Leiterin der Kunst- u. Architekturvermitt- lung für Kinder u. Jugendliche am Kunsthaus Graz; DI Markus Rieser, Projektmanager bei Graz 2003, Marketing bei Jugend am Werk, Graz; Gerhild Steinbuch, Literatin, Radio Helsinki, Graz Literatur, Zeitschriften: Maga Daniela Bartens, Germanistin, Graz; Drin Alexandra Millner, Germanistin, Wien; Dr. Rüdiger Wischenbart, Kul- turmanager, Journalist, Berater, Wien Medienkünstlerische Praxis, freie Radios: Mag. Reinhard Braun, Kunsthistoriker, Kurator, Redakteur bei Camera Austria, Graz; Drin Martina Chmelarz-Mos- witzer, Univ.Assistentin angewandte Kunst, PR im Kultur- bereich, Künstlerin, Wien; Heimo Ranzenbacher, Kunst- kritiker, Künstler im Bereich Medienkunst, Theoretiker, Redakteur, Graz Populäre Musik, Jazz: Florian Arlt, Jugend- u. Kulturzentrum HOUSE Mureck, Veranstalter, Graz; Petra Erdmann, Radio FM 4, Wien; Chris- toph Huber, Programmchef Porgy & Bess, Wien Spartenübergreifendes, Kulturzentren: Inge Amschl, freie Autorin, Wien; Dr. Harald Baloch, Programmarbeitskreis 2003, Referent d. Bischofs f. Wissenschaft und Kultur, Graz; Dr. Wilhelm Hengstler, Schriftsteller, Filmemacher, Graz; Maga Ursula Horvath, Geschäftsführerin Kunsthaus Mürz, zuständig für Bilden- de Kunst, Mürzzuschlag; Gerhild Illmaier, Kunstberaterin, Kulturmanagerin, Graz Tanz, Musiktheater: Maga Beate Frakele, Germanistin, freie Mitarbeiterin „Der Standard“, „Opernglas“ Hamburg, Graz; Maga Sigrid Gareis, Intendantin Tanzquartier, Wien; Edith Wolf-Perez, Tanzkri- tikerin, Fachzeitschrift „tanz affiche“, Wien Theater, Kabarett, Kleinkunst: Drin Eveline Koberg, Germanistin, Journalistin, Kuratorin Tanztheater, Minoriten, Graz; DI Christian Pronay, lang- jähriger Leiter von dieTheater, Wien; Georg Staudacher, Regisseur, Wien: Isabelle Supanz, ehem. Dramaturgin Schauspielhaus Graz, LAUT! Landesverband für außerbe- rufliches Theater, Graz; Christopher Widauer, Theaterma- cher (Kabinetttheater), Veranstalter, Wien Volkskultur: Irene Andree, Steirisches Heimatwerk; Drin Roswitha Orac-Stipperger, Leiterin des Volkskundemuseums, Lan- desmuseum Joanneum GmbH; DI Baldur Heckel, Steiri- scher Sängerbund 3. GRAZER KULTURDIALOG 2005 (aus dem Informationsbericht an den Gemeinderat vom 1.12.2005) Der 3. „Grazer Kulturdialog“ fand im Beisein von rund 120 Kulturschaffenden, KünstlerInnen sowie VertreterInnen großer und kleinerer kultureller Einrichtungen auf Einla- dung des Grazer Kulturstadtrates Werner Miedl bzw. des- sen Vorgänger, des nunmehrigen Landesrates Dr. Christi- an Buchmann, bei Teilnahme des Kulturbeirates, einiger FachbeirätInnen sowie der VertreterInnen des Kulturam- tes am 15.11.2005 im Literaturhaus der Stadt Graz statt. Die inhaltliche Vorbereitung sowie Moderation der Ver- anstaltung erfolgte in Abstimmung mit dem Kulturbeirat durch Dr. Rüdiger Wischenbart mit Team und DI Franz Ryznar. Bekanntlich war der 1. Grazer Kulturdialog am 1. und 2.10.2003 vor allem der Forderung nach mehr Transpa- renz in der Abwicklung von Kulturförderungen gewid- met. Ergebnis dieses Kulturdialoges war die Installation des Grazer Kulturbeirates und von neun spartenspezi- fischen Fachbeiratsgremien, wobei sich der aus 23 Per- sönlichkeiten bestehende Kulturbeirat in einem jährlich stattfindenden „Grazer Kulturdialog“ als Fortsetzung des basisorientierten partizipatorischen Modells der Begeg- nung und des Austausches einbringt. Das Resultat des 1. Grazer Kulturdialogs wurde in einem Informationsbericht vom 13.11.2003 dem Grazer Ge- meinderat ausführlich dargestellt. Die Kernthemen des 2. Grazer Kulturdialoges waren Inhalt eines weiteren Infor- mationsberichts an den Gemeinderat am 2.12.2004. Im 2. Grazer Kulturdialog standen bereits die kulturellen Infra- KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 45KULTURENTWICKLUNG 2005 strukturen in Graz nach Spartenbedarf sowie die Möglich- keiten für Kulturmarketing im Zentrum der Beratungen. Der nunmehr 3. Grazer Kulturdialog, der wie die voran- gegangenen in zahlreichen Sitzungen des Kulturbeira- tes mit dem Kulturamt der Stadt Graz vorbereitet wurde, stand auch unter dem Gesichtspunkt eines Moderatoren- wechsels. Der aus Graz stammende Kulturjournalist und -berater Dr. Rüdiger Wischenbart und der Architekt und Mediator DI Franz Ryznar verantworteten nunmehr den Gesamtablauf des mehr als 5-stündigen Kulturdialogs. Das Programm in Kürze: • Begrüßung und Einführung durch Stadtrat Werner Miedl sowie die KulturbeiratssprecherInnen DIin Andrea Redi und Dr. Michael Wrentschur. • Bericht aus den Fachbeiräten durch Johannes Frankfur- ter. • Präsentation des beim 2. Kulturdialog 2004 angeregten Kulturstättennutzungskonzeptes durch Drin Ursula Ober- nosterer und Team (ARGE BBORR). • Diskussion des Kulturstättennutzungskonzeptes in zwei parallelen Workshops, in Anwesenheit von Vertretern der Joanneum GmbH (Dr. Wolfgang Muchitsch, Intendant Pe- ter Pakesch) und der Theater Holding (Dr. Peter Nebel). • Open Space – thematisch offenes Gespräch über aktuel- le Anliegen und Perspektiven von Kulturschaffenden und kulturellen Einrichtungen. • Zusammenfassung und Schlusswort von Stadtrat Wer- ner Miedl. Bericht aus den Fachbeiräten: Insgesamt sind 33 Fachbeirätinnen und Fachbeiräte seit 2 Jahren tätig, die Kulturpolitik folgte ihren Empfehlungen in mehr als 90 Prozent. Die 10 Prozent beziehen sich groß- teils auf jene Förderungen, die im Entscheidungsbereich des Stadtsenatsreferenten bis € 1.500 gelagert sind. Eine Rundfrage ergab nun eine stark positive Bewertung der Sinnhaftigkeit des Modells (bewertet mit 4 von max. 5 Punkten) sowie eine durchschnittliche Bewertung 46 KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 vom Einfluss der BeirätInnen auf ihre jeweilige Sparte (2,78 Punkte) und deren finanzielle Ausstattung (2,58 Punkte). Die Arbeit in den Fachbeiräten macht in deren Eigenwahrnehmung Sinn, nicht zuletzt durch die Ob- jektivierung der Entscheidungen, auch in Anbetracht von gleichzeitiger Distanz und doch nötiger Nähe zu den Förderungsansuchen. Eine Verlängerung der Tätigkeitspe- riode auf mindestens drei Jahre mit Evaluierung wird zur besseren Kontinuität angeregt. Kulturstättennutzungskonzept: Der Gesamtbericht eines Kulturstättennutzungskonzep- tes für Graz wird weiter zu entwickeln und Gegenstand einer eigenen Präsentation für den Gemeinderat sein. Beim Kulturdialog wurde ein–umfangreicher–Zwischen- bericht vorgestellt, in den die Diskussionsergebnisse des Dialogs noch eingearbeitet werden. Der Zwischenbericht der vom Kulturressort der Stadt Graz beauftragten ARGE BBORR um die Grazer Diplomingenieurin Ursula Obernos- terer umfasst folgende Schwerpunkte: • Aufarbeitung der Rahmenbedingungen, inkl. Definition des Begriffs Kulturstätte sowie internationaler Vergleich. • Aufarbeitung einer großen Zahl von Grazer Kulturstät- ten (die dann im Endbericht detailliert dargestellt wer- den). • Entwicklung einer Typologie der unterschiedlichen Kul- turstätten nach deren (programmatischer) Leitungswei- se: - Typus Intendanz: Leitung durch eine Person nach in- haltlichen Kriterien und Profilen; - Typus Verwaltung: nach inhaltlich neutralen Kriterien, pragmatisch an kaufmännischen Vorgaben orientiert; - Mischtyp „Selbstverwaltung“: Von BetreiberInnen selbst administriert. • Entwicklung einer doppelten Matrix, die - das Angebot beschreibt (als Datenbank, in der jede Kulturstätte ihre Infrastruktur, organisatorische Grundlage und ihre Angebotsstruktur für InteressentInnen darstellen kann), - die Nachfrage strukturiert (indem Kulturschaffende ihre Anforderungen an Räumlichkeiten darstellen können). • Entwicklung einer Checklist, die künftig erlauben soll, bei der Neu-Errichtung wie auch beim bestehenden Be-KULTURENTWICKLUNG 2005 trieb von Kulturstätten, Erfordernisse und Handhabung (von Infrastruktur bis zu Betriebskosten) genau zu über- prüfen und Mängel zu benennen. • Empfehlung zur Einrichtung einer Servicestelle, die ei- nen engen Kontakt zu KulturstättenbetreiberInnen und Kulturschaffenden wie auch mit dem Kulturamt (und zum Kulturserver) hält, die Datenbanken aufbaut, aktuell hält und die Checklist anwendet. Diskussion in Workshops: Ziel der beiden Workshops war die kritische Überprüfung der Studie sowie ihre Ergänzung im Gespräch zwischen Kulturschaffenden und zwei exemplarischen großen An- bieterInnen von Kulturstätten, nämlich Joanneum GmbH und Theater Holding. Kritisch wurde zur Erarbeitung ei- nes Kulturstättennutzungskonzeptes angemerkt, dass sie nicht zu komplex und im Ansatz zu theoretisch sein dürf- te. Positiv bewertet wurden die beabsichtigte Klärung der Begriffe (z.B. große/kleine Einrichtungen; ‚freie Szene’) sowie die Vorschläge und Werkzeuge, die sie anbietet. Po- sitive Resonanz fand auch die „Entzauberung des ‚Mythos’ Synergie“. Im Einzelnen wurden die folgenden Punkte hervorgeho- ben: Allgemein • Einrichtung einer Servicestelle: - Sehr positive Bewertung, insbesondere im Workshop „Bühne“; - Die Servicestelle darf jedoch keine schwerfällige Verwal- tungsinstanz werden; - Sie kann die Kulturschaffenden erheblich entlasten (bis zur Abrechnung von Infrastruktur-Kosten mit BetreiberIn- nen) und ihnen erlauben, sich auf ihre Produktionen zu konzentrieren; • Bislang fehlt bei wichtigen Kulturstätten die Grundin- formation über Nutzungsmöglichkeiten, Einschrän- kungen bzw. inhaltliche wie infrastrukturelle Vorgaben (z.B. Künstlerhaus, Probebühne Schauspiel, Heimatsaal); • Räume mit klar definiertem ‚Leitbild’ contra ‚neutrale’ Räume: - Klar definierte Räume mit ‚Leitbild’ sind attraktiver, schlie- ßen aber viele InteressentInnen, deren Projekte nicht ins Leitbild passen, aus; - das Kunsthaus ist deshalb besonders attraktiv (aber für freie Kulturschaffende am schwierigsten zu bekommen); - offene Räumlichkeiten als ‚Labors’ wären wünschens- wert; • Fehlende Produktionsbudgets: Neben Infrastruktur- budgets fehlen in vielen Fällen dann die Produktionsbud- gets. - Dieses Dilemma gilt ebenso für kleine Häuser. Zu einzelnen Kulturstätten • Kristallwerk (TTZ): Wichtige Kulturstätte für die Szene - Stadt soll sich einklinken; • Joanneum: umfasst sehr unterschiedliche Teile mit un- terschiedlichen Vorgaben: - Typus Selbstverwaltung, etwa in Bereichen Volkskunde (Heimatsaal) und Kunst (Neue Galerie); - Typus Verwaltung: Veranstaltungsservice (allerdings mit klarem Auftrag, über Mieten Geld zu verdienen – je- doch gibt es gestaffelte Mietpreise); - Typus Intendanz (Kunsthaus), hier gibt es regelmäßig Kooperationen (bei Übernahme der Produktionskosten); • Künstlerhaus: Ein eigenes programmatisches Leitbild fehlt bisher, war in Vergangenheit, trotz Entwicklung von Konzepten - nach dem Typus ‚Selbstverwaltung’ -, kultur- politisch unentschieden geblieben; wünschenswert wäre, wenn dies nun durchsetzbar würde; • Dom im Berg: Das Leitbild ist angesichts des überwie- genden Teils der unabhängig von den 90 Gratis-Tagen des Kulturressorts erfolgenden Bespielung weitgehend verwässert, außerdem ist der Ort nur teuer zu bespielen; • Heimatsaal: Wunsch nach rund 40 ‚freien Tagen’ pro Jahr analog zu Modell Dom im Berg; Übergreifendes/Kulturpolitik • Besserer Abgleich zwischen Stadt und Land ist sehr dringlich; • oftmaliger Wechsel der politisch Verantwortlichen er- schwert kontinuierliche Arbeit. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005 47KULTURENTWICKLUNG 2005 Open Space: An die Diskussion um das Kulturstättennutzungskonzept schloss nahtlos eine zweite Gesprächsrunde an, in der übergreifend Wünsche und Perspektiven zur Sprache ka- men. Als Angelpunkte kristallisierten sich dabei heraus: • Gute Rahmenbedingungen sind ein Schlüssel für die Kulturschaffenden; • ‚offene Systeme’ und Plattformen sollten vermehrt ge- schaffen werden; • ein ‚Pool an Produktionsmitteln’ sollte für diese offe- nen Systeme zur Verfügung stehen; • die gezielte Internationalisierung des Kulturschaffens aus Graz bei gleichzeitig erhöhtem Augenmerk auf stei- rischen KünstlerInnen sollte vorangetrieben werden. Im Einzelnen: • Stärkung des Selbstwertgefühls steirischer Künstle- rInnen, durch - kontinuierliche Einbeziehung in große Ausstellungen (z.B. Kunsthaus); - offene Räumlichkeiten; - entsprechende Schärfung der Programmatik z.B. des „Dom im Berg“ sowie durch Öffnung und Erweiterung von Spielräumen; - Initiierung von Projekten, bei denen heimische sich mit internationalen Kulturschaffenden messen können; • Entwicklung langfristiger Arbeitsperspektiven für Kulturschaffende (auch auf informeller Ebene, durch ver- mehrte Aufmerksamkeit durch KuratorInnen). • Beispiel Literatur: Die schreibende Szene braucht (und hat) eine kontinuierliche, langfristige Begleitung junger Talente, etwa durch Literaturzeitschriften – vielleicht ist das auch ein Modell für junge KünstlerInnen anderer Sparten; • Acconci Insel als positives Beispiel für einen ‚offenen Raum’; • Wichtigkeit der direkten Wertschätzung der Kunst durch die Politik. Konsequenzen des Kulturressorts: Grundsätzlich darf festgehalten werden, dass die per- manente Entwicklung eines „dialogischen“ Leitbildes als „work in progress“ auch weiterhin anstelle eines einmal fixierten Leitbildes bevorzugt wird. Seitens des Kulturres- sorts soll weiters eine längerfristig strategische Perspektive der Stadt Graz vorangetrieben werden, die bereits einmal unter dem Arbeitstitel „projekt_A“ konzipiert, nunmehr zu einem erweiterten, spartenübergreifenden Konzept unter dem Motto „Lebensraum Stadt“ mit soziokultureller Ausrichtung entwickelt werden soll. Dabei geht es um die Bedeutung von Kultur zur Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, auch unter Einbindung anderer Ressorts der Stadt Graz. Konkrete und unmittelbare Maßnahmen, die nach Maß- gabe der budgetären Möglichkeiten in Angriff genom- men werden sollen: - Die Schaffung neuer, offener Räume für Produktionen, - Vorgespräche über mögliche Ausbildungsstätten, vor allem im Bereich Tanz, • Kunst und Kultur sind ein Schlüssel zur Integration: • Bedeutung der Individualförderung von KünstlerInnen - Schaffung von Möglichkeiten zur Einbeziehung der aus- (z.B. Atelierförderung); ländischen MitbürgerInnen mit deren kulturellen Aktivitä- ten (z.B. muslimischer Chor); 48 - neue Modelle zur Begleitung insbesonders jüngerer KünstlerInnen, wobei Möglichkeiten, die durch Literatur- zeitschriften entwickelt wurden, auch für andere Sparten geprüft werden sollen, - Servicestelle. KUNST- UND KULTURBERICHT 2005KulturServerGraz www.kultur.graz.at Kulturkalender Immer die aktuellsten Veranstaltungen: Bleiben Sie auf dem Laufenden! Kultur A - Z KünstlerInnendatenbank und Übersicht der Institutionen im Kulturbereich KulturAmt Die Schnittstelle des Grazer Kulturamtes mit den Kulturschaffenden und Kulturinteressierten der Stadt. OFFSITE_GRAZ Dokumentation öffentlicher Kunst in Graz Sammlung Kees Fotografie 1950 - 1980